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Wir freuen uns Ihnen unsere nächsten Ausstellungen ankündigen zu können. Ab 15. Januar 2005 zeigt carlier | gebauer neueste Arbeiten von Luc Tuymans unter dem Titel Les Cinq Anneaux und die Verfilmung von Samuel Becketts Theaterstück Comédie (so der französische Titel von Stück und Film) in der Regie von Marin Karmitz in Zusammenarbeit mit Samuel Beckett aus dem Jahr 1966.

Luc Tuymans ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten Maler seiner Generation. Seine malerische Position hat er in der Mitte der 1980er Jahre entwickelt. In einer Zeit des Zweifels an der Darstellbarkeit setzte er beharrlich die figurative Malerei fort. Heute integriert er den Zweifel in seine künstlerische Strategie und lotet thematische, malerische und moralische Grenzen aus. Seine Motive beziehen sich auf politische und historische Ereignisse und führen dabei das Unmalbare aus. Daneben finden sich banale Motive des Alltags, der Biologie und Medizin, Detailbeobachtungen und Ausschnitte. Tuymans verwendet Fotos, Zeitungsabbildungen, Film- und Fernsehbilder als Vorlagen. Seine Malerei ahmt deren oft ausgeblichene, gealterte Farbigkeit und ihre spezifische Qualität nach. Das Interesse an der Abbildung zweiter Kategorie verbindet Tuymans mit der Frage nach den verschiedenen Möglichkeiten des Bildes und vor allem nach seinem Informations- und Wahrheitsgehalt. Das Unsagbare und das Unmalbare sind kompromisslos in seinen Arbeiten wieder zu finden. Tuymans nimmt eine distanzierte, skeptische Position gegenüber dem Vermögen und dem Versagen der Bilder ein und stellt den Betrachter vor die Frage, was bleibt vom Bilderstrom des 20. und 21. Jahrhunderts? carlier | gebauer zeigt Les Cinq Anneaux (Die Fünf Ringe) im Bogen 52.

Zugleich ist es gelungen, mit der filmischen Koproduktion Comédie von Samuel Beckett und Marin Karmitz ein weiteres, großes sprach- und bildskeptisches Werk des 20. Jahrhunderts zeigen zu können. Der französische Regisseur Marin Karmitz ist u.a. als Produzent der Filme “Drei Farben: Blau / Weiß / Rot” besonders hervorgetreten. Karmitz hat zusammen mit Beckett 1966 auf der Filmbiennale in Venedig die Verfilmung von Comédie uraufgeführt. Der 19minütige Schwarzweißfilm handelt von drei Personen, zwei Frauen (F1 und F2) und einem Mann (H1), die sich dem inhaltlich banalen Parlando einer Dreiecksbeziehung hingeben. Ihre Körper stecken in Urnen, die nebeneinander in einem schwarzen Endlosraum aufgestellt sind, nur ihre Köpfe sind sichtbar. Ihre Gesichter sind weiß geschminkt, sie tragen diesselben Perücken und verziehen beim Sprechen keine Miene. Ihre Sprache ist ein Stakkato, das selbst für französische Muttersprachler unverständlich bleibt, ein Spot dirigiert, wer sprechen darf, indem er das Gesicht der Person hell erleuchtet.

Der Film Comédie ist dabei kein abgefilmtes Theater, und dennoch bleibt er gänzlich unfilmisch: er verzichtet auf Handlung, Kameraführung, Dramaturgie. Der Inhalt bleibt verborgen und zwingt den Betrachter vor allem zum Sehen. Die noch als „all-over“ wahrnehmbaren gesprochenen Sätze wurden in den Studios der GMR (Groupe de Recherche Musicales, Paris) von ihrem Nachhall und von ihren Pausen befreit. Die daraus entstehende Konzentration auf das „optical experience“ (Beckett) - auf schnelle Schnitte, Zooms, Hell-Dunkelkontraste machen Comédie zu einem Meisterwerk der Moderne, das durch seine radikale Inszenierung weit in unsere heutige Zeit vorrausgegriffen hat. Comédie wird bei carlier | gebauer im Bogen 51 zu sehen sein.

Pressetext

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Luc Tuymans: Les Cinq Anneaux
Samuel Beckett / Marin Karmitz | Comédie