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Double Bind. Louisa Clement
1.6. - 26.09.2021

In der Ausstellung Double Bind präsentiert die Kunsthalle Gießen bis zum 26. September 2021 den neuesten Werkzyklus der Künstlerin Louisa Clement.   Das Lebendige wächst, beschafft sich Nahrung, pflanzt sich fort, atmet, verändert sich. Körperliche Aktivitäten und mentale Zustände bedingen einander und zeichnen in der Summe den Charakter eines Menschen.   Mit ihren aktuellen Arbeiten, die erstmals in der Kunsthalle gezeigt werden, verlässt Louisa Clement das vertraute Terrain vermeintlich eindeutiger körperlicher Festschreibungen und erschafft mit ihren Repräsentantinnen (2021) eine Art Hybridwesen, die sich einer eindeutigen Klassifikation entziehen.   Dabei baut sie auf ihrer kontinuierlichen, konzeptuellen Beschäftigung mit der Transformation des Körpers auf, die sie eng mit der Veränderung zwischenmenschlicher Kommunikation verknüpft. Mittels innovativer technologischer Verfahren kreiert Clement ein Abbild von sich selbst, in Form einer Puppe. Beweglich und sexuell funktionstüchtig, tragen die Repräsentantinnen nicht nur das Antlitz ihrer Schöpferin, sie sind überdies so programmiert, dass sie, soweit technisch möglich, menschliche Gesichtsausdrücke zu imitieren vermögen. Gespeist mit künstlicher Intelligenz entsteht ein auf Algorithmen basierender Charakter, der durch Gespräche mit Ausstellungsbesucher*innen auch die soziale Komponente stärkt. Je intensiver die Repräsentantin durch ein Gegenüber inhaltlich und sprachlich gefordert ist, desto stärker vermischt sich das ursprünglich eingepflanzte Gedankengut mit den Impulsen von außen.
  Clement hinterfragt mit ihren Repräsentantinnen das binäre System von Ich und Du, von Ich und die Andere. Dies überträgt sich auf weitere Begriffe, und die Kategorien vom nahezu perfekten Selbstbildnis, Puppe und Klon, Mensch und Roboter lösen sich physisch zunehmend auf. Auch auf der sprachlichen Ebene unterstreicht die Künstlerin die Schwierigkeit einer eindeutigen Einordnung. Der Begriff ‚Double Bind‘ stammt aus der Kommunikationstheorie und beschreibt eine sogenannte Doppelbotschaft, in der in Tonfall, Gestik oder Handlung gegensätzliche Aussagen und Signale transportiert werden, sowie die damit verbundenen Auswirkungen.
  Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Nadia Ismail, Noemi Smolik, Susanne Regener, Ulrich Trottenberg und Thomas Trummer.
 

Louisa Clement studierte an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Leni Hoffman und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Andreas Gursky, wo sie 2015 ihr Studium als Meisterschülerin von Prof. Gursky beendete. Bereits 2013 erhielt Clement das Max Ernst-Stipendium der Stadt Brühl, 2016 wurde sie mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Bildende Kunst ausgezeichnet und erhielt unter anderem das Stipendium der Cité Internationale des Arts in Paris sowie 2019 der Villa Aurora in Los Angeles. Clements Arbeiten wurden bereits in zahlreichen internationalen Museen wie dem Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen (2019/2020 solo), dem Sprengel Museum Hannover (2019 solo), der Kunsthalle Düsseldorf, dem De Pont Museum Tilburg, Niederlande, dem Henie Onstad Kunstsenter Oslo, Norwegen, dem Museum Morsbroich Leverkusen, dem Huis Marseille Amsterdam, Niederlande, dem Wallraf-Richartz-Museum Köln (2017 solo) sowie in Galerien wie der Konrad Fischer Galerie Düsseldorf (solo 2018), der Gladstone Gallery New York, Sprüth Magers Berlin und Cassina Projects Mailand, Italien, gezeigt.