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Nestflüchter im Dilemma Seit der Erweiterung der Bildhauerei in die arte povera etwa durch Gilberto Zorio oder Mario Merz und in die soziale Plastik durch Joseph Beuys ist die Auseinandersetzung zwischen Kunst und Gesellschaft offener, sind klassisches Raum- und Körperdenken und der Zugriff auf die Umwelt in der Kunst gleichberechtigt geworden. Die fühl- und sichtbare Welt findet in Objekten zusammen, deren reale Stofflichkeit durchaus widerspruchslos aus dem früheren Dada-Geist in die Kunst überführt werden kann. Durch die Kopplung von Kategorien des Körperlichen - der Oberfläche, des Stofflichen insgesamt - mit dem Umraum kann die vibrierende Spannung zwischen dem Körper der Skulptur und der Körperlichkeit des Betrachters sinnlich erspürt werden.

Auf der sperrigen Komplexität zwischen Natur und menschlichem Handeln und der Erfahrung, daß jegliche Erscheinung zugleich auch ihre Symbolik provoziert, baut ein Werk Liz Bachhubers auf, das in der Rotunde für die Dauer unserer Ausstellung Platz nimmt. Es ist ein Kreis aus Reisgeflecht, in den Stühle, ostdeutsche Fundstücke, so hineingesetzt sind, daß sie sich zu einem ganzen, einheitlichen Stück ineinander verflechten: Eine Einladung an den Betrachter, sich zu setzen, zum anderen der Hinweis auf das ewige: "Woher kommen wir, wohin gehen wir".

Diese "Konferenz" handelt von der Natur, integriert sie in das Fühlen und Denken jener Menschen, die sich zum Sitzen auf den industriell gefertigten Stühlen eingeladen fühlen. Die "Konferenz 1998" handelt von der komplexen Beziehung zwischen dem primitiven Nestbau der Vögel und den hochzivilisierten Formen der Industrie, und das Flechtwerk bezieht zugleich handwerkliche Arbeit ein. Ein Spiel mit Assoziationen beginnt, eine Einladung zum skulpturalen, sozialen Handeln. Setzen Sie sich doch einfach dazu.

Liz Bachhuber wurde 1953 als US-Amerikanerin in Milwaukee, Wisconsin, geboren, studierte zwischen 1972-1979 dort, um danach in Düsseldorf 1983 ihr Studium zu beenden. Mit ihren Inszenierungen und Installationen wurde sie in den achtziger Jahren international bekannt. 1984 war sie in der Ausstellung "Kunstlandschaft BRD" in Mannheim zu sehen. 1987-89 war sie Gast am P.S. 1 Studio in New York, heute ist sie Professorin an der Bauhaus-Universität Weimar.

Dr. Gert Reising Pressetext

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Forum Rotunde
Liz Bachhuber - Conference, 1998