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ERÖFFNUNG: 5. Dezember 2008, 20 Uhr Begrüßung: Christiane Mennicke (Künstlerische Leiterin Kunsthaus Dresden) „Imago Mundi“: Martin Hochleitner (Leiter Landesgalerie Linz am Oberösterreichischen Landesmuseum)

„Lasst tausend Blumen blühen“ im Kunsthaus Dresden ist die erste umfangreiche Werkschau der österreichischen Künstlerin Lisl Ponger in Deutschland. Nach einer Interimsvertretung durch die Berliner Kuratorin Susanne Weiß (2007/08) stellt die Künstlerische Leiterin des Hauses Christiane Mennicke nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit mit dieser Ausstellung zugleich ein neues kuratorisches Konzept vor: Mit der Ausstellung beginnt unter dem Titel „Aufzeichnungen aus dem Empire / Notes from the Empire“ eine Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe, die in der Art eines Leitfadens kommende Ausstellungen im Kunsthaus Dresden programmatisch verbindet.

Die Arbeiten Lisl Pongers zeigen Spuren der Kolonialzeit in der Gegenwart und die definitorische Macht von Darstellungen des Fremden. Bekannte Motive der Kunstgeschichte und aktuelle Bildproduktionen werden in ihren großformatigen fotografischen Inszenierungen und Installationen als Erzeugnisse eines ethnografischen und touristischen Blicks enttarnt und zugleich neuen Bedeutungen zugeführt: „Masken“ (1911) von Emil Nolde, „Noire Et Blanche“ (1927) von Man Ray, aber auch Werke des Barock und des 19. Jahrhunderts sind unter anderem Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Bildtraditionen des europäischen Stilllebens, des Künstler/innen-Selbstportraits und der formalisierten Fotografie der Moderne entfalten hier eine politische Brisanz. Das Stilleben von Kunstblumen und Nippesfiguren mit dem Titel Lasst tausend Blumen blühen, das der Ausstellung ihren Titel gibt, ruft Erinnerungen an Maos berühmte Rede Ende der fünfziger Jahre wach und verweist zugleich auf die beschleunigende Wirkung des Neoliberalismus in China heute. Die historische Seidenblumenproduktion in Sebnitz, die dieses Motiv inspirierte und die Massenherstellung von Kunstblumen in Umerziehungslagern in der Volksrepublik China treffen in diesem Bild aufeinander. Welchen Projektionen würde ein Emil Nolde heute erliegen und wie muss die Gegendarstellung zu den Fotografien der Nuba von Leni Riefenstahl lauten? Lisl Ponger hat entlang dieser und ähnlicher Fragen ein Konvolut künstlerischer und filmischer Arbeiten entwickelt, die den Blick für die visuelle und gesellschaftliche Verfasstheit unserer globalisierten Gegenwart sensibilisieren.

Die auf einer Kooperation mit der Landesgalerie Linz basierende Ausstellung wurde in Dresden neu zusammengestellt. Zur Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Landesgalerie Linz ein deutsch- und englischsprachiger Katalog – „Lisl Ponger. Foto- und Filmarbeiten“ – mit Texten von Martin Hochleitner, Christiane Mennicke, Shaheen Merali und Bert Rebhandl im Wieser Verlag erschienen.

Ein Filmprogramm sowie Vorträge von Shaheen Merali (Künstler und freier Kurator, Berlin/London), Lydia Haustein (Kunsthistorikerin Göttingen/Berlin/Abidjan), Araba Evelyn Johnston-Arthur (Aktivistin, Theorie- und Communityarbeiterin, freie Sozial- und Kulturwissenschaftlerin, Wien) und Christian Kravagna (Kunsthistoriker, Kritiker und Kurator, Wien) sowie ein Dia-Vortrag von Lisl Ponger begleiten die Ausstellung.

Parallel zur Ausstellung in Dresden zeigt die CUC Galerie Berlin „Lisl Ponger: Happy Birthday, History“ (13.12.2008 bis 21.02.2009, www.charimgalerie.at). Die 10. Dresdner Schmalfilmtage widmen Lisl Pongers filmischem Werk ihren diesjährigen Fokus (22.01./ 23.01.2009, Motorenhalle, www.schmalfimtage.de).

LISL PONGER: Lisl Ponger lebt in Wien. Sie arbeitet mit den Medien Film, Fotografie und Installation. Zu ihrem Werk sind bereits mehrere Publikationen erschienen. Arbeiten von Lisl Ponger waren ebenfalls 2002 und 2007 auf der documenta 11 und 12 in Kassel zu sehen.

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Lisl Ponger: Lasst tausend Blumen blühen
Einzelausstellung, Vorträge, Filmprogramm
kuratiert von Christiane Mennicke