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Kurzinformation zur Ausstellung Liliane Tomasko (* 1967, Schweiz) hat ein motivisches Polaroidarchiv angelegt: Decken, Laken, Tüten schichten sich, an ihren Kanten, Wölbungen sammelt sich Licht, Gesten einer Hand sind spürbar. In Malerei ausgeführt entstehen so Assoziativen einer intimen Alltäglichkeit und fragile Nachlässe unbemerkter Alltagsrituale. Liliane Tomasko entfaltet in diesem Minikosmos zufällig erscheinender Inszenierungen malerisch Wesentliches.

Über Liliane Tomaskos Malerei Liliane Tomaskos Bildsujet lässt sich in Themen einteilen: TASCHEN (Transporthilfen), STAPEL (Aufeinandergeschichtetes) und BILDER AUS FENSTERECKEN (räumliche Lichtfelder- und Flächen). Wie verschieden diese Themen auch anklingen mögen, sie haben eine Gemeinsamkeit: sie sind immer durch das Medium Fotografie verbunden.

Liliane Tomasko arrangiert und komponiert mehrere PAPIERTÜTEN zu einer Stilllebengruppe und fotografiert diese mit einer Polaroidkamera. Ähnlich geht sie mit dem Sujet STAPEL vor, die im Grunde genommen vielmehr weiche Skulpturen sind. Nachdem Tomasko Papiertüten zusammengestellt und gelegt hat, fotografiert sie. Das Zusammengelegte- Gestellte wird in einer stark vergrößerten Nahaufnahme fotografiert, so dass der eigentliche dreidimensionale Raum flächig erscheint. Das in der Fotografie angeschnittene Sujet wird so optisch an die Ränder und Ecken des Bildformates gedrückt.

Ein ähnlicher Entstehungsprozess geschieht bei BILDER AUS FENSTERECKEN: dunkle Ecken und Fragmente von Fenstern werden fotografiert. Auch hier benutzt die Künstlerin als Ausgangslage für ihre malerischen Werke keine Fotografien mit einer hohen Qualität, sondern kleinformatige, schlichte Polaroidaufnahmen. Eine Eigenschaft der Polaroidfotografien ist ihr weicher, unscharfer Charakter und eine Farbverfälschung. Farben werden entweder farbkräftiger oder sie erscheinen im Vergleich zum Ausgangsmotiv- Gegenstand zu dunkel oder zu hell. Die Polaroidfotos sind kleinformatig und dienen als eine Art Skizze. Liliane Tomasko lässt ihre Erinnerung an die ursprünglichen Sujets, den Kompositionen aus Taschen, Tüten, Laken oder Fensterinterieurs und den Eindruck des Polaroidfotos zusammenfließen – daraus entstehen, resultieren ihre Gemälde. Sie verwandelt die Eindrücke in ein malerisches Bild, das sich im Format der angelegten Komposition realer Gegenstände annähert. Tomasko nähert sich der ursprünglichen Größe der Gegenstände wieder an.

Durch den malerischen, gestischen und prozessualen Vorgang des Abstrahierens und der auratischen Aufladung entsteht die Möglichkeit eines weichen Malstils. Die Gemälde erhalten so eine geheimnisvolle und atmosphärische Qualität. Auch Emotionalität ist in den Gemälden zu spüren und ist in ihnen angelegt. Das Bildsujet wird durch das einfach-simple Medium der Polaroidfotografie transportiert und in das Medium der Malerei transferiert, in der die Feinheiten des Pinselstriches, die Nuancen von Dunkelheit und Licht eine romantisch anmutende Tiefe (Dimension) erhalten können. Dies formuliert Liliane Tomasko in ihrer Malerei und dadurch wirft sie einen kritischen Blick auf die Welt von heute. Ihre Gemälde verwandeln die Bedeutung (Nutzbarkeit) profaner Objekte (Alltagsgegenstände) in etwas anderes als das, was sie repräsentieren. Die Problematik von Darstellbarkeiten (Repräsentation) und die Entleerung von vorbestimmten Bedeutungen werden in Liliane Tomaskos Werken spürbar und präsent. Die Werkübersicht in der Ausstellung – gezeigt werden Gemälde und Zeichnungen von 2001-2010 – verdeutlicht die Nachhaltigkeit und Aktualität des Mediums Malerei. Die Malerei ist aussagekräftig, aktuell und ein Medium des Handwerklichen, des menschlichen Maßstabes, ein von Hand Gemachtes, im Hier und Jetzt ausgeführt – so Liliane Tomasko.

(Übersetzung Shirley Schröder)

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