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Die belgische Künstlerin Lili Dujourie (1941 geb.) realisierte in der Frühzeit der Videokunst eine Reihe von Videofilmen, in denen sie sehr präzise mit der Kamera, ihrem Körper, dem Bildausschnitt und der Erfahrung von Zeit und Raum arbeitete. Die Videos wurden einsam und ungeschnitten produziert, ohne Ton, in Schwarz-Weiß. Dank der Restaurierung und Digitalisierung durch das ARGOS Zentrum für audio-visuelle Künste in Brüssel können diese Videofilme heute wieder gezeigt werden, nach ihrer Neuvorstellung im Herbst vergangenen Jahres im ARGOS Ausstellungsraum nun erstmals in Deutschland.

In den 70er Jahren wurde die Videokamera von Künstlern als ein neues und einfaches Medium verwendet, das von der Aufnahme bis zum fertigen Videofilm alle Produktions-schritte in eigener Hand ermöglichte. Lili Dujourie handhabte die schnelle technische Aufzeichnung zur Bildproduktion indes, als ob sie damit "Skulpturen modellieren wollte" (Luk Lambrecht). Sie bewegt sich selbst vor der Kamera in einer Choreografie, die exakt konzipiert und rhythmisiert ist. Auf einem Monitor konnte sie während der Aufnahme den Bildausschnitt kontrollieren. Keiner dieser Videofilme wurde im Nachhinein bearbeitet, entweder entsprach er dem gewünschten Bild oder er wurde zerstört.

Die Bewegungen, die die Videokamera aufzeichnet, scheinen keine Handlung im Sinne einer Narration zu verfolgen ­ sie geschehen in der Zeit und operieren so genau mit der besonderen Qualität des Mediums, (Lebens-) Zeit direkt einzubilden. Die Zeit, die Lili Dujouries Videos enthalten und entfalten, ist indes die einer verlangsamten und ver-räumlichten Kunst-Zeit. Die Szenen sind in Innenräumen aufgenommen und suggerieren eine große Intimität vor der Kamera, ohne tatsächlich Intimes preiszugeben. Vielmehr reflektieren sie ein bildgewordenes Begehren, das den Betrachter einnimmt, obwohl es sich als historische Aufzeichnung offenbart.In ihren Motiven ­ zum Teil verführerischen Selbstportraits - nimmt Lili Dujourie kunsthistorisch Bezug auf den von männlichen Blicken eingebildeten Frauenkörper und agiert zugleich in absoluter Autonomie.

Wir freuen uns sehr, die 14 Videofilme von Lili Dujourie im Großen Saal des Badischen Kunstvereins präsentieren zu können. Sie waren nicht nur einflussreich für das spätere skulptural-bildhafte Werk der Künstlerin, das die Doppelheit von Enthüllen und Verhüllen, An- und Abwesenheit, Stofflichkeit und Zeitlichkeit verkörpert. Sie berühren den Betrachter heute mit der eindringlichen Gegenwart einer aufgehobenen und sehr eigenen Zeiterfahrung.

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Lili Dujourie
Videos 1972-1981