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Lieblingsorte - Künstlerkolonien von Worpswede bis Hiddensee
18.12.2016 bis 21.05.2017

Die große Sonderausstellung "Lieblingsorte - Künstlerkolonien" lockt vom 18. Dezember bis zum 21. Mai 2017 ins Gustav-Lübcke-Museum. Das Haus versammelt erstmals sieben Kolonien zu einer umfassenden Überblicksschau.

„Ich glaube, daß ich nie eine angeregtere, reichere Zeit erlebt habe, Bildersehen, Kunstgenuß, Musik, Literatur, Spaziergänge, glückliche Arbeit…“. So begeistert beschreibt der Maler Otto Modersohn das Lebensgefühl in der Künstlerkolonie Worpswede. Um 1900 gründeten sich vielerorts solche Malerkolonien. Künstler zogen aufs Land, um in der Gemeinschaft Gleichgesinnter zu leben und zu arbeiten. Ihre Erfahrungen waren so beglückend, dass die Künstlerkolonien bald zu Lieblingsorten der Maler wurden, wo sie die Sommer verbrachten oder sich sogar dauerhaft niederließen. Auch rund 100 Jahre später haben die Künstlerkolonien nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Die Bilder der weiten Landschaften, die in den Kolonien entstanden sind, faszinieren Kunstliebhaber noch immer. Auch vor Ort ist das Interesse ungebrochen: Viele der ehemaligen Künstlerkolonien sind heute touristische Ausflugsziele und damit Lieblingsorte der Besucher.

„Lieblingsorte – Künstlerkolonien. Von Worpswede bis Hiddensee“ lautet daher auch der Titel der großen Sonderausstellung vom 18. Dezember 2016 bis zum 21. Mai 2017 im Gustav-Lübcke-Museum. Das Haus versammelt erstmals sieben Kolonien zu einer umfassenden Überblicksschau. Der Fokus liegt dabei auf den Künstlerkolonien Norddeutschlands, da zu ihnen die bedeutendste deutsche Kolonie gehörte: Worpswede. Im Vergleich mit sechs weiteren Kolonien, darunter bekanntere wie Hiddensee und unbekanntere wie Heikendorf, entsteht so ein Panorama der schönsten Motive. Rund 40 Maler mit insgesamt etwa 80 Bildern sind in der Schau vertreten. Voraussetzung für alle Koloniegründungen war übrigens die Erfindung der Farbtube. Ohne dieses einfache Hilfsmittel hätten die Freilichtmaler nicht mit ihren Staffeleien über Land ziehen können. Auch die geistige oder örtliche Nähe zur Großstadt mit ihren Kunsthochschulen, einem interessierten Publikum und Ausstellungsmöglichkeiten war für viele Kolonien wichtig. Die Blütezeit der meisten Künstlerkolonien ging mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende, als sich durch die politischen Umbrüche neue Gesellschaftsformen etablierten.

Jede der sieben Malerkolonien aus der Ausstellung hat ihren eigenen Charakter: Die Worpsweder feierten mit ihren Moorlandschaften internationale Erfolge, die Schwaaner besannen sich auf die Schönheit ihrer Heimatstadt. Hiddensee wurde zum Treffpunkt der Künstler und in besonderem Maße fanden Malerinnen dort eine Wirkstätte. Nidden faszinierte durch die wechselnden Eindrücke von Meer, Stadt und Dünen, der Expressionismus brach sich Bahn. In Ahrenshoop wurde früh eine akademische Ausbildung möglich und der Ort auf dem Darß wurde deutschlandweit bekannt, während Heikendorf lange ein Geheimtipp blieb. Die Havelländische Malerkolonie schließlich versprach Erholung vom Großstadtleben, Bilder der Sommerfrische zeugen davon.

Neben allen regionaltypischen Unterschieden gibt es dennoch Verbindendes: Bestimmte Faktoren haben die Gründung einer Künstlerkolonie begünstigt – die scheinbar unberührte Natur, wechselnde Lichtstimmungen, die Nähe zum Wasser, die Ruhe und Abgeschiedenheit, malerische Ausblicke. Die Künstler, die sich dort niederließen, haben in den Kolonien ihre Lieblingsorte gefunden, die für ihr Werk prägend sein sollten. Ob Boote, Häuser, Bäume oder das Meer – die Lieblingsorte lieferten vielfach auch Lieblingsmotive. Für die Maler jedenfalls gab es kaum Schöneres. Vielleicht vermag Paula Modersohn-Becker dieser Begeisterung stellvertretend Ausdruck zu verleihen, wenn sie über Worpswede schreibt: „Es ist ein Wunderland, ein Götterland!“