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Vom schönen Schauer des Scheiterns Ist es einem Banker erlaubt auf Kosten anderer zu zocken? Welche Verantwortung tragen Politiker, wenn ein ganzer Staat in die Pleite gerät? Darf ein 15jähriges Mädchen allein die Welt umsegeln? Sollte man wegen der vielen Unfälle das Free Climbing verbieten? Welches Risiko ist in der Gesellschaft und im Leben eines jeden einzelnen vertretbar? Und welches Risiko muss ein Künstler eingehen, wenn er sich behaupten will? Gelingt das Leben ohne zu scheitern?

Der einzige Weg das Scheitern zu vermeiden, liegt in der Untätigkeit. Künstler und Schriftsteller wissen viel von diesen Dingen. Und einige sind gar der Meinung, dass sie letztlich an ihrem eigenen Tun scheitern müssen. Andererseits ist dieses Scheitern zugleich Antrieb und Anlass das eigene Schaffen immer wieder umzudeuten. Für Beckett beispielsweise war der beständige und banale Wechsel zwischen Versuchen und Scheitern und neuem Versuchen ein Bild des Lebens selbst: „Alles seit je. Nie was anderes. Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ Und für Albert Camus war Sisyphos ein beneidenswerter Mensch, obwohl sein Tun vollkommen sinnlos erscheint: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Wenn Peter Rösel die Absurdität der relationslosen Wertangaben auf einer Serie von Geldscheinen aus Zimbabwe dadurch zur Schau stellt, dass er dem einzig beständigen Bildelement, der Felsformation, einen kleinen Cliffhanger hinzufügt, der steigt und fällt und wieder steigt und wieder fällt, dann bringt er formal und bildnerisch eine äußerst komplexe Angelegenheit auf den Punkt. Denn, so scheint die Filmanimationder durch den künstlerischen Eingriff veränderten Banknoten zu sagen: Nicht die Banken haben das letzte Wort, die Wahrheit ist immer poetisch, nicht wörtlich, sondern stets symbolisch. Das einzige von Wert auf dieser Welt ist eine tätige Seele. Auch darf man den aufgedruckten und durch den Governor von Harare per Unterschrift beglaubigten Satz: „I promise to pay …“ um Gottes Willen nicht wörtlich nehmen. Denn es geht ja gar nicht um die Wahrhaftigkeit dieses Versprechens, sondern um das Vertrauen, das man in dieses Versprechen setzt.

Auch der Wert des Efeus ist eher von symbolischer Natur. Die immergrüne, mit Haftwurzeln ausgestattete Kletterpflanze war im Altertum Symbol des ewigen Lebens und gleichzeitig den Göttern des Weins geweiht. Auch steht es für Freundschaft und Treue, da der Efeu nur bestehen kann, wenn er an anderem Halt findet. Dass der Efeu von Peter Rösel aus dem Stoff deutscher Polizeiuniformen geschneidert wurde, gibt der Installation eine absurde Note, deren Deutung dem Betrachter überlassen bleibt. Aber es ist eben alles symbolisch, alles! Wir müssen über die rationale Vorstellung hinausgehen.

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Liebäugeln IV
Peter Rösel
I promise...