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„Bei ihrem Bestreben, den Rhythmus der Welt bildlich darzustellen, ließen die Maler der russischen Avantgarde ein neues Licht sichtbar werden, nicht mehr jenes äußere Licht der Sonne, sondern jenes innere: das Strömen der Energien der Welt.“ (Jean-Claude Marcadé)

George Costakis ist bekannt als eine der bedeutendsten Sammlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Im Russland der 50er und 60er Jahre hat er Arbeiten der russischen Avantgarde-Künstler erworben, für die sich damals niemand zu interessieren schien. Heute gehört die Sammlung Costakis des Staatlichen Museums für Zeitgenössische Kunst Thessaloniki zu den herausragenden Kunstsammlungen.

Berlin ist die einzige deutsche Station dieser Ausstellung mit etwa 320 Werken und Archivmaterial von rund 50 Künstlern. Einige Werke werden in dieser Ausstellung erstmals dem Publikum zugänglich sein. Die Ausstellung wurde kuratiert vom Direktor des Staatlichen Museums in Thessaloniki, Professor Miltiades Papanikolaou.

Alle Richtungen der russischen Avantgarde von 1900 - 1943 sind in der Sammlung Costakis vertreten. Die Ausstellung betrachtet die Kunstwerke nicht im Hinblick auf ihre Zuordnung zu dieser oder jener Kunst-Richtung, sondern stellt die Beschäftigung mit Licht und Farbe in der russischen Avantgarde und deren Bedeutung für die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt. Sie ist in zehn Kapitel gegliedert:

1. Schwarz – 2. Selbstleuchtendes – 3. Farbvorstellungen – 4. Die Befreiung der Farbe – 5. Die Vorherrschaft der Farbe – 6. Das Studium der Farbe – 7. Farbe in Dekoration und industrieller Produktion – 8. Licht in Wissenschaft und Technik – 9. Verblassen – 10. Weiß

Der Betrachtung monochromer Werke folgt jene der Befreiung der Farben, der Beschäftigung mit dem Licht in kosmischer und metaphysischer Sicht jene geprägt durch den Einfluß von Elektrizität, Fotografie und Film. Archivmaterial, Manuskripte, Bücher, Fotografien und Filme ergänzen die Ausstellung.

Besonders vertreten sind: Alexander Drewin, Xenia Ender, Iwan Kljun, Gustav Kluzis, Iwan Kudrjaschow, El Lissitzky, Kasimir Malewitsch, Solomon Nikritin, Ljubow Popowa, Alexander Rodtschenko, Olga Rosanowa, Antonina Sofronowa, Wladimir Tatlin, Ilja Tschaschnik, Nadeschda Udalzowa und Konstantin Wjalow.

Miltiades Papanikolaou, Professor für Kunstgeschichte an der Aristoteles Universität von Thessaloniki und Direktor des Staatlichen Museums für Zeitgenössische Kunst Thesssaloniki (SMCA) ist der Hauptkurator der Ausstellung, unterstützt durch ein internationales Fachgremium mit: John E. Bowlt, Charlotte Douglas, Nicoletta Misler und Maria Tsantsanoglou, die auch für die Koordination verantwortlich zeichnet.

Im Dumont Verlag erscheint zur Ausstellung ein dreisprachiger Katalog (deutsch – englisch - griechisch) mit ca. 450 Seiten und wissenschaftlichen Beiträgen von Autoren aus mehr als neun Ländern, unter ihnen Snejanka Bauer, Lutz Becker, John Bowlt, S.O. Chan-Magomedow, Charlotte Douglas, Maria Ender, Olga Fota & Maria Kokkori, Konstantin Istomin, Aliki Kostaki, Christina Lodder, Jean-Claude Marcadé, Nicoletta Misler, Miltiades Papanikolaou, Ada Raev, Alexandra Schazkich, Maria Tsantsanoglou, Margareta Tillberg, Syrago Tsiara. Der Katalog beinhaltet darüber hinaus auch theoretische Abhandlungen und Texte der russischen Künstler. Er gibt Einblick in Studienmaterialien und Lehrprogramme, wie sie an Kunsthochschulen in jener Zeit eingesetzt wurden, um die Bedeutung von Licht und Farbe zu erläutern.

„Ausstellung und Katalog bewegen sich im Rahmen einer entwicklungsgeschichtlichen Auffassung, welche die Stadien einer Beschäftigung mit Farbe und Licht aufzeichnet, die von deskriptiver Funktion befreit ist, bis hin zu deren Autonomie und Alleinherrschaft.“ (Miltiades Papanikolaou, Hauptkurator der Ausstellung)

Zur Geschichte der Sammlung George Costakis war fast vier Jahrzehnte lang Mitarbeiter der kanadischen Botschaft in Moskau. 1946 begann sich seine Sammelleidenschaft auf die russische Avantgarde der Zeit von1900-1943 zu konzentrieren. In den 70er Jahren war seine Hochhauswohnung in Moskau Privatmuseum und Treffpunkt für Künstler, Intellektuelle und Sammler, die hier jene bekannten und unbekannten Pioniere der russischen Moderne entdecken konnten, deren Wirken auch die Kunstentwicklung in Westeuropa nachhaltig beeinflusst hat, unter ihnen Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexander Rodtschenko oder Ljubow Popowa.

1977 entschied sich Costakis, die Sowjetunion zu verlassen, um nach Griechenland zurückzukehren. Einen kleineren Teil der Sammlung musste er in Moskau zurücklassen. Mit Costakis' Tod 1990 verschwand seine Sammlung aus dem Blick der Öffentlichkeit, bis der griechische Staat sie im Jahre 2000 ankaufte. In der Folge des Kulturhauptstadtjahres im Jahre 1997 richtete man für die weltberühmte Sammlung ein eigenes Ausstellungshaus in Thessaloniki ein, das Staatliche Museum für Zeitgenössische Kunst.

„Die Sammlung Costakis muß als überragendes Denkmal einer der größten Errungenschaften in der Geschichte der russischen Kultur betrachtet werden.“ (John Bowlt, Professor der Universität Los Angeles)

Katalog erscheint im Dumont Verlag.

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Licht und Farbe in der Russischen Avantgarde 1900-1943
Die Sammlung George Costakis - Greek State Museum of Contemporary Art, Thessaloniki

Künstler:
Natan Altman, Alexander Drewin, Boris Ender, Ksenia Ender, Alexandra Exter, Pawel Filonow, Wassily Kandinsky, Ivan Kliun, Gustav Klucis, Iwan Kudrjaschow, Mikhail Larionov, El Lissitzky, Kasimir Malewitsch, Solomon Nikritin, Wera Pestel, Ljubow Popowa, Kliment Redko, Alexander Rodtschenko, Olga Rozanova, Alexander Schewtschenko, Warwara Stepanowa, Nikolaj Suetin, Antonina Sofronowa, Wladimir Tatlin, Ilja Tschaschnik, Nadeschda Udalzowa, Konstantin Wjalow, Alexander Wolkow ...

Stationen:
18.02.05 - 18.06.05 MUMOK Wien
03.11.04 - 10.01.05 Martin Gropius Bau, Berlin