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Eröffnung: Sonntag 6. April 2008 um 11.30 Uhr

Pressetext:

Die israelische Künstlerin Varda Getzow und die in Berlin lebende Künstlerin Liane Birnberg, deren jüdische Familie aus der Bukowina stammt, legen mit ihren raumbezogenen Installationen Schichten der Erinnerung frei. In einer Zeit in der immer weniger Zeitzeugen aus unmittelbarer Erfahrung von der Shoa berichten können, geht die Auseinandersetzung der zweiten bzw. dritten Generation mit diesen Erinnerungen eigene Wege. Die zwei Künstlerinnen, die aus Israel und den USA kommend in Berlin leben und arbeiten, haben sich für diese Ausstellung zusammengefunden, nachdem ihre Arbeiten einzeln an verschiedenen Orten der Stadt und im Umland zu sehen waren (u.a. Centrum Judaicum, Kunsthalle Vierseitenhof Luckenwalde, Akademie der Künste, Gallery Springer, Literaturhaus Berlin, Auswärtiges Amt...).

Walter Benjamin hat für den Prozess der Erinnerung das Bild eines Mannes entworfen, der gräbt und dabei „behutsam und tastend“ die Schichten der „eigenen verschütteten Vergangenheit freilegt“, gleichzeitig aber auch sorgsam die Schichten aufzeigt, die „vorher zu durchstoßen" waren. In Varda Getzows Installationen aus Alltagsgegenständen, die mit textilen Materialien verhüllt sind, findet sich dieses Benjaminsche Bild unmittelbar wieder: Schichten sind aufeinander gestapelt, topografische Objekte entstehen, Landschaften ähnlich. “Mapal”, der Titel ihrer Installation, bedeutet im Hebräischen “Wasserfall”. Über die in Tel Aviv und Berlin lebende Künstlerin schreibt die Direktorin des Petach Tikva Museums of Art: “Ihre Installationen formen Umrisse verschiedener Arten von Zeitlichkeit“. Auch Varda Getzows Videoarbeit stellt durch schwarz-weiße Schatten hindurch die Frage: Was ist die Archäologie des Gedächtnisses ?

Ein direkter Bezug zu Erinnerungsschichten ist im bisherigen Werk von Liane Birnberg - in ihren abstrakten Gemälden und Zeichnungen - zunächst nicht erkennbar. Wie sehr ihre Arbeiten aber „Tiefengrabungen ohne Worte“ sind, hat der Schriftsteller John Berger erkannt und mit ihr zusammen seinen bibliophilen Bild- und Gedichtband „words from a foreign language“ konzipiert. In der Ausstellung im Haus am Kleistpark präsentiert Liane Birnberg, neben subtilen Papierarbeiten, erstmals eine raumbezogene Installation der Geschichte ihrer aus der Bukowina stammenden jüdischen Familie. Hier erscheint der „abwesende Vater“ der Kindheit auf Fotos und in Tondokumenten. In einem zur Installation gehörigen Videofilm von Renate Sami fließen die Bilder aus dem künstlerischen Arbeitsprozess von Liane Birnberg mit den erzählten Erinnerungen ihres Vaters zusammen.

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Liane Birnberg und Varda Getzow
Schichtungen