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Die Wegbegleiter

Seit den 60er Jahren spaziert Benjamin Katz mit schlaksiger Figur und langen Schritten durch die Kunstwelt. Eine Leica, oder auch zwei, immer mit dabei. Mal komplizenhaft, mal amüsiert, beobachtet er alles was dieser Mikrokosmos hervorbringt: Künstler, Händler, Mäzen und andere Laien und lichtet sie „auf seine Weise“ ab. Die Photographien von Benjamin Katz sind Momentaufnahmen, entstanden spontan und ohne Blitzlicht. Schnappschüsse des Lebens, seiner Motive und Themen, aber auch Momentaufnahmen von Katz selbst: In den meist eigenhändig entwickelten Photos entfaltet sich der typische Katz touch: Eine rare Mischung aus Eleganz, Melancholie, Romantik und Humor. Seine Portraits von Beuys, Polke, Baselitz, Richter und anderen Kunstgrößen sind außergewöhnlich und zu Recht in den größten Kunstinstitutionen der Welt ausgestellt. Nur wenig sind hingegen seine zahlreichen anderen Ablichtungen bekannt: Jene Bilder, bei denen er den Fokus von seinen Künstlerfreunden abwendet, um das zu offenbaren, was sie umgibt (Ateliers, Restaurants, Parks) und den Kontext bildet (Spaziergänge, Aufbauarbeiten, Empfänge). Katz selbst wählt den Rahmen für seine Kunst. Diese Landschaften, Einblicke und Stillleben sind mit exakt der gleichen Technik aufgenommen, wie seine Portraits: Schwarzweiss, ohne Blitz und ohne aufwendige Vorbereitungen. Eine Art von Photographie, bei der man geneigt ist, sie ebenfalls Portraitkunst zu nennen: Portraits von Bäumen, Portraits von Tassen und Flaschen, Steak-Portraits! Und Portraits von verlassenen Atelierräumen, zum Aufnahmezeitpunkt zwar ohne ihre Besitzer, aber trotzdem „bewohnt“. Zum ersten Mal zeigt Benjamin Katz nun diese „anderen“ Photographien. Mit ihnen erzählt er von Dingen, die weit über das Abgebildete hinaus gehen. Photo für Photo, zeigt er uns seine Kunstgeschichte auf.

Eleganz, Romantik und Humor beschreiben auch Michel Würthle - wenngleich bei dem gebürtigen Wiener die Eleganz flammender ist, die Romantik düsterer und der Humor bissiger. Getrieben von einem dandyhaften Antikonformismus hat er Wien und die Kunstakademie Richtung Neapel und Rom verlassen, um eine Saison im postkolonialen Afrika zu verbringen und im Anschluss in das Paris der Achtundsechziger zu ziehen. Sein „Exil“ führte er ab dem Jahr 1972 in Berlin-Kreuzberg zusammen mit Ingrid und Oswald Wiener fort. 1979 übernahm er mit Partner die Paris Bar und wurde in diesen Jahrzehnten zu einer Art Legende des Berliner Nachtlebens. Oft erwähnt sind Michel Würthles tiefe und unvergängliche Freundschaften zu zahlreichen Künstlern, deren Kunst er oftmals als Allererster sammelte. Weniger bekannt hingegen, dürften gewisse feucht-fröhliche Unterhaltungen sein, welche die Geburtsstunden von vierhändig gefertigten Bildern, Collagen und Texten waren (mit Haralampi Oroschakoff, Damien Hirst, Cosima von Bonin, Martin Kippenberger, Daniel Richter, Walter Pichler, Herbert Volkmann und anderen). Und auch, dass diese Lebenslust und nächtlichen Irrfahrten es waren, die ihn zu seinen mitunter pornographischen und stets unerhört schwarzhumorigen Zeichnungen und Lithographien inspirierten. Seine Chroniken, die denen von Otto Dix oder George Grosz nahe kommen, haben aber auch eine mediterrane Seite: Die auf Syros entstandenen Zeichnungen. Dort, bei seiner geliebten Frau Caterina, in seinem Ruhehafen, erschließt sich eine Fülle farbiger Landschaftsskizzen, die seine Idee für ein utopisches Tal veranschaulichen - mit Häusern, Hallen, Ateliers und Bassins, Souk und Café Rimbaud & Rambo… Eine Art Phalanstère für Künstler.

Die Bourouina Gallery ist stolz, zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten zu präsentieren, die seit Jahrzehnten die Protagonisten der zeitgenössischen Kunst begleiten, ohne dabei je in ihren Schatten zu stehen. Benjamin Katz und Michel Würthle treten in einen künstlerischen Dialog und wir profitieren von ihrer unfassbaren Jugendlichkeit und ihrem eigentümlichen Blick auf die Welt.

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Les Deux Magots
Banjamin Katz, Michel Würthle