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Mit Leo Putz stellt die RLB Kunstbrücke einen Hauptvertreter der Münchner Künstlergruppe „Scholle“ (1899–1911) vor. Die Werke zeigen eine Auswahl der „Frauen Bilder“ aus der umfangreichen Sammlung des Südtiroler Unternehmers Siegfried Unterberger.

Dem Jugendstil und Impressionismus nahestehend, verstand sich die 1899 in München gegründete Künstlergemeinschaft „Scholle“ als Sammelbecken junger Künstler, die gegen den etablierten Akademiebetrieb eine naturalistische Kunstauffassung außerhalb des Ateliers verfolgten und vor allem neue, unabhängige Ausstellungsmöglichkeiten suchten.

Leo Putz wurde 1869 in Meran als Sohn des Bürgermeisters und Kurvorstehers geboren. Seine Ausbildung absolvierte er an der Münchener Akademie und an der Académie Julian in Paris. 1895 ließ er sich als freier Maler in München nieder und wurde schon bald zu einer zentralen Figur der Münchner Kunstszene. In seinen Werken verarbeitete er in eigener Weise Anregungen der wichtigsten Kunstströmungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts – Impressionismus, Jugendstil und Expressionismus.

Seine hohe technische Versiertheit verband ein leuchtendes Kolorit mit einer äußerst gekonnten Lichtführung. Im thematischen Mittelpunkt standen vor allem das Frauenporträt und der weibliche Akt. Seine Aktdarstellungen sorgten wiederholt für großes Aufsehen bis hin zum Skandal. Er durchschaute sehr schnell die Mechanismen des Kunstmarktes und verstand es geschickt, einerseits den konservativen Geschmack des Publikums zu bedienen sowie den Skandal bewusst zu nutzen, um seinen Ruf als revolutionärer Geist auf dem Feld der erotischen Kunst zu festigen.

Im Alter von sechzig Jahren hielt sich Leo Putz drei Jahre in Brasilien und Argentinien auf und unterrichtete ein Jahr an der Escola Nacional de Bellas Artes in Rio de Janeiro. 1933 kehrte er nach München bzw. Gauting zurück, wo er sich Jahre zuvor ein Haus errichtet hatte. Nach antinationalsozialistischen Äußerungen kam es 1936 zu Verhören durch die Gestapo, woraufhin sich der Künstler nach Meran zurückzog. 1940 starb Leo Putz in Meran und wurde in Gauting beigesetzt.

Die Ausstellung mit dem Titel „Leo Putz. FRAUENBilder. Sammlung Siegfried Unterberger“ hinterfragt den Blick des männlichen Künstlers auf seine weiblichen Modelle. Die Frauen-Bilder von Leo Putz spiegeln insoferne nicht alleine seine persönlichen Schwierigkeiten mit der Beobachtung des Weiblichen durch den Künstler, sondern den Geschlechterkampf einer ganzen Gesellschaft, die erst langsam zu einem spannungs-freien, gleichwertigen Geschlechterverhältnis finden musste.

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Leo Putz
FRAUENBilder
Sammlung Siegfried Unterberger
Kuratoren: Silvia Höller, Michael Rainer