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GEDOK Berlin
Gruppenausstellung: „Leistungen zu erbringen, die größer sind als man selbst“ (Ida Dehmel)
Ausstellungsdauer: 15. Februar - 29. März 2020
Vernissage: Freitag, 14. Februar 2020 um 19 Uhr

Segel aus Keramik, die Aufbruch verheißen. Bemalte Vintage-Fotos einer jungen Frau. Neun Acryl-Porträts auf Schabekarton. Auch Fassbinder, Beuys + Ich tauchen auf.

300 Briefumschläge liegen auf einem grünen Teppich, sie beinhalten Karten mit Fragen inklusive Glückskekse, die jeder mitnehmen kann.

Beteiligt sind Künstlerinnen der Sparten Literatur, Darstellende und Bildende Kunst der Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden e.V. (GEDOK), die ihre aktuellen Positionen in Bezug auf den Leitsatz der Gründerin präsentieren. Sie wurden auf der Grundlage einer Ausschreibung ermittelt.

Roselyne Barone-Mahn / Maiko Date / Marula Di Como / Gabriele Nocker / Karina Pośpiech / Linda Scheckel / Angelika Schneider-von Maydell / Jenny Schon

Die Französin Roselyne Barone-Mahn zeigt auf schwarz gefärbter Holzunterlage ein Vintage-Foto einer jungen Frau, bemalt und mit diversen Papiermotiven und Dekorationen zu einer Collage komplettiert. „Die Gedanken sind frei“ steht für den Kampf der Künstlerinnen für Freiheit und Unabhängigkeit. Die Collage „Die doppelte Belastung“ symbolisiert die Leistung, Beruf und Familie zu meistern.

Die Japanerin Maiko Date tanzt dieses Mal mit Augenbinden als eingeschränkter Körper. Die Zuschauer*innen werden ihre Augen. Das schärft ihre Sinne. Alles ist Eins, Eins ist Alles. Tanzperformance zur Finissage am 29. März 2020.

Marula Di Como setzt sich in ihren installativen und partizipatorischen Projekten mit der Beziehung zwischen Natur und Objekten auseinander. Die in Buenos Aires geborene Künstlerin ordnet auf einem grünen Teppich Briefumschläge an, in denen sich Karten mit Fragen und Glückskekse befinden. Wie reagieren die Besucher*innen? Sie können sich ein Stück Kunst mit nach Hause nehmen.

Gabriele Nockers fünfteilige Keramik-Skulptur „Segel setzen“ assoziiert Aufbruch, Bewegung, sich in den Wind stellen, einen Kurs bestimmen sowie Fahrt aufnehmen. Voraussetzungen, um etwas zu vollbringen, das größer ist als man selbst. Jeder segelt für sich – aber zusammen. In der Arbeit „Aufgabe“ wird eine Werkidee entwickelt; es gibt etwas zu lösen, vor dem man auch kapitulieren kann.

Die Deutsch-Polin Karina Pośpiech thematisiert in ihren Arbeiten den Verlust der Heimat und die Suche nach ihr. In der Serie "FBI. Fassbinder, Beuys + Ich" setzt sich die Künstlerin in Beziehung zu zwei ihrer großen künstlerischen Vorbilder, bedient sich dabei verschiedener Techniken wie Cyanotypie, Carborundum, Siebdruck, Radierung und Originalfotos und schafft durch Montage der verschiedenen Persönlichkeiten im Sinne von Wahlverwandtschaften eine "künstlerische" Heimat.

Linda Scheckel zeigt abstrakte Mischtechnik. Die Linien, Verwischungen, Strukturen und Farbe erinnern an Kreislauf, Bewegung, ständige Veränderung und Herausforderung.

Angelika Schneider-von Maydell arbeitet in Werkzyklen mit dem Schwerpunkt Porträtmalerei. Ihr neunteiliges Werk in Acryl auf Schabekarton zeigt Carl von Ossietzky, Herbert Bose, Emanuel Ringelblum sowie Mitglieder der Weißen Rose um Sophie Scholl. Die Künstlerin schafft durch Technik und Präsentation den Raum für die Opfer des Nationalsozialismus und thematisiert Selbstermächtigung und Verantwortung.

Im Roman „Der Duft der Bücher“ von Jenny Schon wird der Lebensweg des Arbeiterkindes Betty Pütz nachgezeichnet, die auf der Abendschule das Abitur nachholt und Buchhändlerin wird. Für Betty eine Leistung, die größer war als sie selbst. Lesung am 7. März 2020.

Das Jahresthema 2020 lautet „IMPULSE. 60 Jahre GEDOK Berlin – für die Zukunft der Künstlerinnen“. Dieses Jubiläum fällt mit dem der Kunstförderin Ida Dehmel zusammen, die vor 150 Jahren geboren wurde und die Gründerin des Bundes GEDOK ist. Sie stärkte und unterstützte Frauen in der Bildenden und Angewandten Kunst, der Musik, der Literatur und im Schauspiel sowie Tanz. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft verlor sie als Jüdin den GEDOK-Vorsitz und widersetzte sich mit ihrem Freitod 1942 der drohenden Deportation.