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„Leerstand" thematisiert, an Hand von zeitgenössischer Kunst von international arbeitenden Künstlern, die fatale Wohnraumsituation in und um Leipzig. „Leerstand" findet an drei unterschiedlichen Orten statt: Einer aufwendig renovierten, hochherrschaftlichen Wohnung aus der Gründerzeit. Einem leerstehenden Wohnhaus, das die unverfälschten Spuren des „Gelebten" aufdeckt, und einem Energie-Verteilerraum, dessen Architektur mit dem dort installierten Kunstwerk eine energetische Einheit ergibt.

„Leerstand" nimmt direkten Bezug auf die städtebauliche und wohnungspolitische Situation Leipzigs: Trotz weitreichender Rekonstruktions- und Neubaupläne wird die wahrnehmbare Realität vielerorts noch immer von leerstehender, nicht genutzter und verfallender Bausubstanz geprägt. Die Gründe für diesen bedauerlichen Zustand mögen vielfältig, mancherorts allerdings behebbar sein. Die Thematisierung dessen, sowohl im künstlerischen als auch im politischen Sinne, obliegt der Ausstellung. Auch geht es darum, aus dieser Not einer Übergangsphase eine produktive Tugend zu entfalten. Bildende Künstler, oft genug selbst unbehaust in den Planquadraten einer abgezirkelten Existenz, besetzen die Leere, die Verlassenheit, die Zonen des Wartens mit vitaler und formschaffender Subjektivität. Für einen begrenzten Zeitraum wandeln die architektonischen Leerstellen sich in öffentlich begehbare Lebensräume, in denen Spuren vergangenen Daseins, ins Licht gehobene Alltagsstrukturen und raumbezogene Neusetzungen auf die Erfahrungen gegenwärtiger Betrachter, Mieter und Bürger treffen. Das Gegensätzliche des Implantierten und des Sichtbarmachens des Vorhandenen, ergeben die Summe der künstlerischen Reflexion des Konzeptes. „Leerstand" ist also mehr als eine traditionell inszenierte Kunstausstellung. Um einen umfassenden Einblick in das künstlerische Schaffen der beteiligten Künstler zu ermöglichen, wird ein temporäres Ausstellungsbüro eingerichtet, in dem sämtlich verfügbares Material der am Projekt beteiligten Künstler vorhanden sein wird.

„Leerstand" bietet darüber hinaus für die Dauer der Ausstellung ein Café, welches von der Künstlerin Sophie Unger eingerichtet wird und als künstlerische Arbeit zu werten ist. „Leerstand" beruht auf einer Idee von Klaus Werner und auf einem Konzept von Harald Kunde (freier Kurator und Publizist, Leipzig) Klara Wallner (freie Kuratorin und Publizistin, Berlin) und Klaus Werner (Kurator und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Förderkreises der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst e.V.) und wird von ihnen kuratiert.

Lessingstraße 23, Waldstraße 3, Energieverteilerraum der Stadtwerke Leipzig und des Theaterprojekts Naundörfchen e.V.

Katalog: Förderkreis der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst (Hg.): Leerstand. comfortable conceptions. Leipzig 1994