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Lee Bul (geb. 1964) gehört sicherlich zu den bemerkenswertesten Vertreterinnen der jungen koreanischen Kunstszene. Die ausgebildete Bildhauerin wurde Ende der achtziger Jahre mit kühnen Performances bekannt, bei denen sie in monströsen, grotesk-erotischen Ganzkörperkostümen im Stadtraum von Seoul und Tokio herumspazierte. In diesen manifestierte sich eine durchaus auf gesellschaftliche Zusammenhänge ausgedehnte Radikalsynästhesie, wie sie die Künstlerin dann 1997 mit ihrer Installation "Majestic Splendor" im Museum of Modern Art New York auf die Spitze trieb. Die Arbeit bestand aus kleinen Plastiktüten, in die mit Pailletten geschmückte Fische eingeschweißt waren; deren Verwesung sollte das Werk ins (ätzend) Olfaktorische erweitern. Die Installation provozierte zwar einen Kunstskandal, hatte aber auch eine Einladung zur Biennale Lyon zur Folge. Mit einer starken Position innerhalb des aktuellen Kunstgeschehens ist Lee Bul heute eine der gefragtesten Künstlerinnen des Kunstbetriebs. 1999 vertrat sie Korea auf der Biennale in Venedig. In Wien konnte man Arbeiten von Lee Bul in einigen Gruppenausstellungen sehen, wie "Cities on the Move" (1997) in der Secession oder "La casa, il corpo, il cuore" (1999) im Museum Moderner Kunst.

Die erste Einzelausstellung Lee Buls in Österreich zeigt eine Welt von Cyborgs, Monstern und Karaoke. In Fortsetzung des poststrukturalistischen Diskurses bringt ihre Arbeit Körperpolitik und Genderdebatte ins Spiel und konzentriert sich dabei auf die enge Beziehung zwischen dem Bild der Frau und technologischen Metaphern. Immer wieder bezieht sich Lee Bul auf die ambivalenten androzentrischen Avantgardephantasien von der "Frau als Maschine" und der "Maschine als Vamp" und rekonstruiert Bilder, die von der Angst vor der fruchtbaren und gleichzeitig bedrohlichen Frau handeln. Und von ihrer kollektiven Gegenphantasie, dem Bild der unschuldigen asiatischen Frau, dem Bild der Frau als mädchenhafter Puppe, als Blume oder Schmetterling. Mit einer wohlig ausgepolsterten Karaoke- Kabine begibt sich die Künstlerin schließlich an die Schnittstelle zwischen standardisierter Kulturproduktion und individuellen Sehnsüchten. Der plüschigen Vergnügungszelle stellt sie eine Video-Großprojektion junger Mädchen als Bild eines sprachlosen öffentlichen Raums entgegen und führt so ihre Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper in der High-Tech-Gesellschaft fort.

Christine Kintisch

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