press release only in german

Wir orientieren uns an Gesetzen und Regeln, verrichten tagtäglich Milliarden kleiner Handlungen, interpretieren schriftliche und verbale Mitteilungen, vollziehen alltägliche Rituale. Das Interpretieren und Handeln innerhalb unseres hochdifferenzierten Regelnetzwerkes schafft Gemeinschaft, verbindet uns. Doch trotz dieser Einbettung ist bei vielen das Bedürfnis nach einer Orientierung vorhanden, welche die Ordnungsstruktur unserer gesellschaftlichen Zusammenhänge übersteigt. In den Neunzigern wurde Beschleunigung als persönliche und gesellschaftliche Kon-stante, die Optimierung von Kommunikation und wirtschaftlichem Wachstum als Ge-gebenheit erfahren, doch leider nicht als positive Erfüllung eines Begehrenshorizontes. Die unaufhörliche Forcierung des ständigen Dabei- und Erreichbarseins wurde zu einer disziplinierenden Normalität, die ökonomische Entwicklung und ihre Geschwindigkeit zwangsläufig zur wichtigsten Orientierung. Dann platzte die Seifenblase der new economy und die Aktien fielen in den Keller. Trauer, Fassungslosigkeit und Lethargie sind die bestimmenden Gefühle in dieser Situation, aus dem Überfluss von gestern ist das Sich-überflüssig-fühlen von heute geworden. Ist dies das Ende der Spektakelgesellschaft? Die Ausstellung reflektiert in drei Stationen einige der entscheidenden Entwicklungen, die innerhalb der westlichen Hemisphäre seit Anfang der neunziger Jahre mitgeprägt wurden: Im ersten Teil werden die Verschiebungen hinsichtlich der Funktion und Bedeutung des öffentlichen Raumes und innerhalb der auf Geschwindigkeit setzenden Kommunikations-gesellschaft thematisiert. In einem kleineren zweiten Teil wird daraufhin die Frage nach dem Verhältnis zwischen Desorientierung und Gedächtniskultur gestellt. Im dritten und letzten Teil der Ausstellung kommt die Stille zu Wort. Es sprechen verschiedene Arbeiten zu uns, die sich an den Rändern der Welt bewegen. Dieser letzte Teil soll eine Art Balance zum ersten herstellen und bildet gleichermaßen dessen Voraussetzung.

Film-, Video- und Rauminstallationen sowie Fotoarbeiten bestimmen die Ausstellung. Der Kurator Harm Lux inszeniert den ersten Teil als einen Raum der Bilderflut und des Rauschens und setzt diesem mit dem dritten Teil einen stillen Raum der Kontemplation und Sensibilisierung entgegen. Pressetext

only in german

"… lautloses irren, ways of worldmaking, too …"
Ausstellung zeitgenössischer Kunst
mit Arbeiten von Emmanuelle Antille, Marc Bauer, Hans Op de Beeck, Harmen Brethouwer, Lonnie van Brummelen (Lonnie van Brummelen & Siebren de Haan), Christoph Büchel, CineNomad, David Claerbout, collectif_fact, Diller & Scofidio, JODI, Marije Langelaar, Euan Macdonald, Aernout Mik, Nicolas Moulin, Shahryar Nashat, Yves Netzhammer, Catrin Otto , Hirsch Perlman, Pipilotti Rist, Mathilde Rosier, Nada Sebestyén, Gregg Smith, William Speakman, Tony Tasset, Clemens von Wedemeyer, Susanne Weirich, u.a.
Kurator: Harm Lux

04.12.03 und 05.12.03 Symposium im Podewil, Berlin

Informationen:
lautloses irren - homepage
info@lautlosesirren.de