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L’arrière-salle de notre esprit (Das Hinterzimmer unseres Geistes) ist ein Aphorismus, den Mallarmé verwendete, um die dekadente Atmosphäre im Umfeld einiger Künstler am Ende des 19. Jahrhunderts zu würdigen.

L’arrière-salle de notre esprit gibt diesem Aphorismus eine Form.

Eine Gemeinsamkeit der eingeladenen Künstler ist, dass sie das große Erbe der Kunstgeschichte, vor allem der Malerei, integriert und verarbeitet haben. Anstatt sie allerdings in einer zynisch-postmodernistischen Attitüde verharren zu lassen, erlaubt es ihnen vielmehr, einen Zustand von Verzauberung zu erreichen, wie berauscht auf den Schultern eines Riesen. Das symbolistisch Aufgeladene einiger Arbeiten, der vorsichtige Flirt mit der Abstraktion, die Verwendung unbearbeiteter Materialien, sind wie Antworten auf die Praktiken ihrer Vorgänger, den Dekadenten einer anderen Epoche, die den Wunsch hatten, sich von den Codes ihrer Zeit zu befreien. Auch sie hatten schon aus den historischen Mythen und dem Kunstgewerbe die Matrix ihrer Zeitgenossenschaft gewonnen und dabei zugleich deren Vokabular erneuert. Shannon Bool, Lutz Braun, Ryan McLaughlin, Xavier Mazzarol, Alex Müller und Niels Trannois entwickeln ihre künstlerische Praxis im „Hinterzimmer ihres Geistes“, welches in ihren jeweiligen Ateliers eine konkrete Form annimmt, aber sonst vielleicht auch nie sichtbar wird. So wäre das Atelier die Oberfläche der Materialisierung des Denkens. Genau wie dieses wäre es aus Fragmenten, nur von ihren Autoren verstandenen gedanklichen Formeln, Ventilen,Transferobjekten und Trugbildern zusammengesetzt. Wenn man das Atelier in ein psychoanalytisches Vokabular überträgt, wäre es für jeden Außenstehenden der Inbegriff des Unheimlichen in seiner erschreckendsten Form.

L’arrière-salle de notre esprit ist ein Raum im showroom Berlin, der diesen gedanklichen Hintergrund, zu dem die gewöhnlichen Ausstellungsbesucher normalerweise keinen Zugang haben, benennt und darstellt. Die Absicht besteht darin, mithilfe von Gegenständen die ihm unmittelbar entstammen, das beunruhigend Fremdartige in einen öffentlichen Raum übergreifen zu lassen. Ausstellungen entwickeln sich in Räumen, hier wird man zwei davon sehen: der erste erwächst aus dem zweiten und macht seine sonst versteckten Grundlagen sichtbar. Theoretisch kann der eine nicht ohne den anderen existieren. L’arrière-salle de notre esprit hat nicht nur einen Autor, sondern beruht auf der Zusammenarbeit der eingeladenen Künstler. Sie ist ihrem Wesen nach „unförmig“, genauso wie ihre Gedanken weitläufig und grenzenlos sein können.

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L’arrière-salle de notre esprit
Shannon Bool, Lutz Braun, Ryan McLaughlin, Xavier Mazzarol, Alex Müller und Niels Trannois