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Language for Sale
April 22–June 13, 2021

Im Mittelpunkt der internationalen Gruppenausstellung Language for Sale steht die Auseinandersetzung mit Nonsens (Unsinn). Die mit Humor versetzten Arbeiten beschäftigen sich mit rhetorischen und linguistischen Aspekten von gesellschaftlichen Umbruchsituationen – Umbrüche, die eben geprägt sind durch die zunehmende Verbreitung von Nonsens-Sprache.

Die Ausstellung wurde angeregt durch eine neue Arbeit von Kim Schoen, die im Rahmen des Stipendienprogramms des Edith-Russ-Hauses entstand. Schoen erforscht seit Jahren die Themen Nonsens und Wiederholung. In Language for Sale zeigt sie erstmals ihre neue experimentelle Installation Baragouin (2021), die nach dem französischen Wort für „Kauderwelsch“ benannt ist. In Baragouin gibt die Künstlerin Objekten eine Stimme, die sie in einem Skulpturengeschäft in Los Angeles gefilmt hat. Dort wurden Nachahmungen von Skulpturen verkauft, deren Ursprünge vom Buddhismus über das Rokoko und den Neoklassizismus bis zur Moderne reichen. Schoen geht davon aus, dass der internationale Handel eine eigene Lingua franca hervorbringt, und inszeniert eine „Nonsens-Oper“, in der die kopierten Skulpturen in Stimmen zu „reden“ scheinen, die auf die Herkunft ihrer vermutlichen Originale verweisen.

Auch die anderen Arbeiten der Ausstellung beschäftigen sich mit der Rhetorik als öffentlicher Überredungskunst und ihren aktuellen Krisen. Rhetorik ist ein problematisches performatives Genre: Sie kann Komplexes vereinfachen und so genutzt werden, andere zu inspirieren, aber auch zu beeinflussen. Die Kultur der politischen Rhetorik erfährt derzeit einen tiefgreifenden Wandel, der sich in aktuellen Reden und offiziellen Verlautbarungen zeigt. Das Diskussionsklima verändert sich, da die rhetorische Kultur von verschiedenen Seiten unter Druck gerät, etwa durch verkürzte Aufmerksamkeitsspannen, durch das Misstrauen gegenüber Politik, oder durch von Wut getriebene Nutzung von Social Media. Doch die grundlegendste Veränderung in der politischen Kommunikation wurde durch den Niedergang von komplexeren Argumentationensformen und offenen Debatten ausgelöst: Die Funktion der Lüge wandelte sich von einer heimlich genutzten Waffe zum offen eingesetzten Propagandainstrument.

Die Arbeiten in Language for Sale gehen verschiedenen ideologischen Umbrüchen von den 1970er Jahren bis heute nach, die sich in der Verwendung von öffentlicher Rede zeigen; dabei konzentrieren sich die Kunstwerke vor allem auf die performativen Herausforderungen, welche die Sprecher zu überwinden versuchen, um diese Übergänge zu meistern.