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Upstairs berlin freut sich, mit der thematischen Sommerausstellung LandscapesLandschaften sechs Positionen junger zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal in Berlin vorzustellen: Isabelle Lousberg, Elizabeth Magill, Olivier Masmonteil, Julia Oschatz, Anke Schreck und Mette Tommerup.

In LandscapesLandschaften wird deutlich, wie sich das lange Zeit als überaus traditionell geltende Genre der Landschaftsmalerei erneuert hat. Die Künstler setzen sich auf neuartige und überraschende Art und Weise mit verschiedenen Darstellungen von Landschaften auseinander.

Die in Brüssel lebende belgische Künstlerin Isabelle Lousberg (*1965) bedient sich für ihre düster-mystischen Ansichten schottischer Schlossruinen einer Technik, die auf die gängige Praxis der ersten Tage in der Geschichte der Fotografie verweist. Mit einer Camera Obscura (lat. Camera - Kammer; obscura - dunkel) oder auch Lochkamera – bei Lousberg eine Pappschachtel mit einem winzigen Loch als Objektiv – fängt sie die geschichtsträchtigen Landschaften in atmosphärisch dichten Bildern ein: imposante Massen verloren in der Natur, vergessen von den Menschen. Dank ihrer sehr langen Aufnahmezeiten (von einem Tag bis zu drei Wochen) enthüllt Lousbergs Lochblende das, was die Betrachtung der Ruinen selbst nicht preisgeben würde: die fragile Seele eines Ortes, an dem Zeit nicht mehr zählt.

Die Landschaften der irischen Malerin Elizabeth Magill (*1959) sind keine Darstellungen der sichtbaren Welt. Sie entspringen allein der Phantasie und den Erinnerungen der Künstlerin. Magill verwebt Figurationen mit Anleihen aus traumhaft-eindringlichen Bildern, die eine subtile Melancholie entfalten. Auch wenn ihren Bildern der direkte Reiz des Vertrauten anzuhaften scheint, so strahlen sie doch eine romantische Eigentümlichkeit aus. Die verwittert und verschleiert anmutenden Motive erfahren eine umgehende Reibung: Die Künstlerin bearbeitet die Oberfläche ihrer Leinwände mit mehreren Farbschichten, besprenkelt sie stellenweise mit Ölfarbe und lässt diese zu Narben trocknen. Diese Malweise trägt zu der vereinnahmenden Präsenz der Gemälde bei.

Großformatig und imposant wie eine weite Landschaft, jeglicher menschlicher Präsenz entledigt bewegen sich die Bilder von Olivier Masmonteil (*1973) zwischen Abstraktion und Figuration.

Der in Romilly-sur-Seine geborene und in Paris und Leipzig lebende Maler erfindet und variiert den Begriff von Landschaft kontinuierlich neu: Seine fantasievollen Interpretationen der Realität befinden sich in permanenter Metamorphose. Masmonteil löst Details wie in Wasser auf, um sie in farbintensiven Streifen parallel neu anzuordnen. Indem er aus seiner Vorstellungskraft schöpft, sich von seinen Erinnerungen, alten Meistern und Fotos aus Magazinen inspirieren lässt, schafft der Künstler fantastische Werke als bemerkenswerte Symbiose aus Klassischem und Zeitgenössischem. Sein malerisches Spiel mit Formen, Farben und Licht öffnet eine Tür zum Imaginären, zu einer sehr persönlichen und einzigartigen Welt.

Klischeehafte Bilder aus Reiseführern dienen Julia Oschatz (*1970) als lose Vorlage für ihre ironisch-hintergründigen Landschaften, die Erinnerungen an phantastische Erzählungen wecken. Oschatz, die in Dortmund geboren wurde und heute in Berlin und Frankfurt lebt, verdichtet Malerei und Videokunst zu geheimnisvollen Kompositionen, in denen ein gesichtsloses Wesen mit langen Ohren die Hauptrolle spielt. Immer ist diese Stellvertreter- und Identifikationsfigur mit ihrer Tarnkappe schon vor dem Betrachter am Ort des Geschehens angekommen, um als Abenteurer einsame, fremde oder verborgene Landschaften zu erkunden: ein Gespenst unserer Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, das in die Lage geraten ist, in einer der Landschaften porträtiert zu werden.

Zentrales Thema der Arbeiten von Anke Schreck (*1971) – in Dessau geboren lebt sie heute in Mönchengladbach – ist das medial vermittelte Bild von Landschaft und Heimat, das sie neu ordnet und besetzt. Die Motive für ihre Landschafts-Paraphrasen entnimmt sie Postkarten, Büchern, Katalogen, dem Internet oder der Kunstgeschichte. Aus dem Gefundenen lässt sie in dünnen, zum Teil verlaufenden Acryl- und Ölfarben eigene Bildwelten entstehen, angereichert durch Figuren, die durch ihre malerische Behandlung nicht vollständig eingebunden sind und fast geisterhaft zu schweben scheinen. Schreck geht es dabei nicht um die realistische Nachbildung, den Wiederkennungswert der Vorlagen, sondern um deren Idee: Referenzen zur Wirklichkeit erscheinen nicht mehr, eingefordert wird stattdessen die subjektive Erinnerung an eine bestimmte Landschaft.

Die in Miami lebende dänische Künstlerin Mette Tommerup (*1969) bedient sich digitaler Technologie, um zunächst gegenständliche Landschaftsbilder auf höchst malerische Art und Weise zu verdrehen, verzerren und verwischen. Indem sie ihre Bilder beinahe bis zur Unkenntlichkeit modifiziert und abstrahiert, erzielt Tommerup verblüffende Effekte: Ihre kleinformatigen Kompositionen sind abstrakt und figurativ zugleich. Das Resultat – rasiermesserscharfe Linien und virtuos modulierte Farben – wird mit Tinte auf einen Metallbogen gedruckt, der wiederum unter Plexiglas montiert wird. Tommerups „Malerei“ wirkt weder kalt noch mechanisch; es geht eine unbeschreibbare Wärme von ihren Bildern aus: ein in sich geschlossener Kosmos, eine aufgewirbelte Masse von Formen und Farben, in dem aus einem scheinbaren Chaos eine eigene Ordnung hervorgeht.

Pressetext

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Landscapes Landschaften

mit Isabelle Lousberg, Elizabeth Magill, Olivier Masmonteil, Julia Oschatz, Anke Schreck, Mette Tommerup