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Wer ist Mexikaner und welche Kriterien braucht es, um „den“ Mexikaner zu benennen? Welche Definition oder welchen Maßstab legt man einer möglichen Bewertung zu Grunde, die einer Nation zur Identität verhelfen soll? Diese für die mexikanische Einwanderungsgesellschaft mit ihrer prägenden Kolonialgeschichte typischen Fragen thematisiert Erick Meyenberg in seiner Ausstellung Étude taxonomique et comparative entre les castes de la Nouvelle Espagne et celles du Mexique contemporain.

Meyenberg nimmt, durchaus mit ironischem Augenzwinkern, die Entschlüsselung des Genoms „des Mexikaners“ aufs Korn; eine Idee, die seit dem 18. Jahrhundert Forscher und Wissenschaftler in Mittelamerika umtreibt. Als Basis seiner Rauminstallation in der Studiogalerie im Haus der Kulturen der Welt ordnet Erick Meyenberg den drei mexikanischen Bevölkerungsgruppen, den Weißen, Schwarzen und Indios, die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zu – die Grundfarben der LED-Technik.

Mit Hilfe dieses Farbfächers, seiner „Kolonial-Pantone-Skala“, stellt er historische Veränderungen in der mexikanischen Gesellschaft dar und macht die regionalen Variationen der „Mestizisierung“ optisch nachvollziehbar. Je nach Intensität der Grundfarben ertönen in analoger Lautstärke stark abstrahierte Töne, die für die unterschiedlichen Kulturen der Indios, Schwarzen und Weißen während der Kolonialzeit stehen.

Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau, fragte Barnett Newman in den 60er Jahren. In der Berliner Nationalgalerie erregten die Grundfarben einen Besucher damals so sehr, dass er das Bild zerschnitt. Vierzig Jahre später stehen die Grundfarben in Meyerbergs Arbeit für ein Politikum. Leuchten die LED-Grundfarben Rot, Grün und Blau mit gleicher Intensität, entsteht weißes Licht.

Erick Meyenberg, 1980 in Mexiko-Stadt geboren, studierte an der Universidad Nacional Autónoma de México. Er war Stipendiat des Nationalen Kultur- und Kunstfonds (FONCA) Mexikos und der renommierten Jumex Foundation. Er war Gasthörer in der Klasse von Rebecca Horn an der UdK, arbeitete als Assistent von Sol LeWitt und Santiago Sierra. Meyenberg lebt und arbeitet seit 2005 in Berlin. Étude taxonomique et comparative entre les castes de la Nouvelle Espagne et celles du Mexique contemporain für Labor Berlin 2 ist seine erste Einzelausstellung in Berlin.

Daniela Wolf wurde 1974 in Mexiko-Stadt geboren. Seit 2008 ist sie am Haus der Kulturen der Welt. Mit der Ausstellung von Erick Meyenberg stellt sich Daniela Wolf in Berlin als Kuratorin vor.

Die Ausstellungsreihe Labor Berlin ist der Kreativität und dem Potenzial der internationalen Künstler gewidmet, die Berlin als neue Heimat gewählt haben. Sie findet im November mit Züli Aladag ihre Fortsetzung. Zu Labor Berlin erscheint eine Publikation und eine Künstleredition. Labor Berlin wird ermöglicht durch Bayer Kultur. Die Ausstellungen von Labor Berlin 1 & 2 werden vom 5.12.2010 – 6.2.2011 im Bayer Kulturhaus in Leverkusen zu sehen sein.

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Labor Berlin 2
Étude taxonomique et comparative entre les castes de la Nouvelle Espagne et celles du Mexique contemporain
Kuratorin: Daniela Wolf

Künstler: Erick Meyenberg