Kunstsammlung Jena

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Kunstformen der Natur. Zum 100. Todestag von Ernst Haeckel
Malerei, Grafik, Objekte
18.05.2019 - 11.08.2019

Mark Dion, Jochen Lempert, Eva-Maria Schön, Nora Schattauer, Robert Seidel und Ernst Haeckel

Presse: Freitag, 17. Mai 2019, 11 Uhr
Vernissage: Freitag, 17. Mai 2019, 19 Uhr (Rathaus)

Eröffnung: 17. Mai 2019, 19 Uhr Presserundgang: 17. Mai 2019, 11 Uhr

Der Zoologe, Philosoph und Freidenker Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (1834-1919), der die Ideen von Charles Darwin zu einer speziellen Abstammungslehre ausgebaut hat, gehört zweifellos zu den schillerndsten Persönlichkeiten in der an Gelehrten reichen Geschichte der Stadt Jena. Im kommenden Jahr jährt sich sein Todestag zum 100. Mal.
Haeckel trug durch seine Schriften zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland bei und formulierte eine Evolutionstheorie, die er in einem biogenetischen Grundgesetz niederlegte. Zahlreiche Grundbegriffe, wie etwa Biologie, Stamm oder Ökologie, sind das Ergebnis seines Wirkens und gehen unmittelbar auf Haeckel zurück. Darüber hinaus propagierte Haeckel seine Lehre mit dem Anspruch einer naturphilosophischen Weltanschauung, dem Monismus, deren Identifikationsfigur er ab 1906 im Deutschen Monistenbund wurde. 1861 wurde Haeckel mit der die Strahlentierchen („Rhizopoda radiata“) behandelnden Schrift De Rizopodum finibus et ordinibus für das Fach vergleichende Anatomie in Jena habilitiert. 1862 hielt er die erste Vorlesung über die Entstehung der Arten. 1865 erhielt er die Ehrendoktorwürde in Philosophie und eine Professur für Zoologie in Jena, die damals zur Philosophischen Fakultät gehörte. Neben seinen Aktivitäten im Monistenbund setzte sich Haeckel für den Pazifismus ein, etwa indem er 1910 zusammen mit anderen bedeutenden Persönlich¬keiten wie Friedrich Naumann und Max Weber einen in deutschen Zeitungen veröffent¬lich¬ten „Aufruf zur Begründung eines Verbandes für internationale Verständigung“ unterzeichnete, der Abkommen mit anderen Nationen fördern sollte, um den Weltfrieden zu garantieren. Er lebte bis zu seinem Tod in Jena.
Mit der Natürlichen Schöpfungsgeschichte (1868) unternahm Haeckel den ersten Versuch, seine in der Generellen Morphologie entwickelten Gedanken auch für Laien verständlich zusammenzufassen. Trotz der großen Mängel, die Haeckel später bemerkte, erlebte die Natürliche Schöpfungsgeschichte bis zur Publikation der Welträthsel (1899) neun Auflagen und wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Die Welträthsel und die Lebenswunder (1904) setzten diese Linie fort, überschritten jedoch zunehmend den Rahmen der Deutung biologischer Tatsachen im Kontext der Evolutionstheorie.

Das Leben und Wirken Haeckels ist derart ineinander verflochten, dass die einzelnen Bereiche kaum voneinander zu trennen sind und jede Betrachtung nach einer Einbettung in das Gesamtwerk verlangt. Dennoch stehen die „Kunst“, das künstlerische Wirken Haeckels und deren Fortsetzung in der Kunst späterer Jahre, im Mittelpunkt der Ausstellung. Haeckel sah die Biologie in vielem mit der Kunst verwandt. Seine künstlerische Begabung wurde durch Symmetrien in der Natur stark angesprochen, unter anderem der von Einzellern wie den Radiolarien. In seinen wissenschaftlichen Monographien hatte Haeckel die biologische Welt in ihrer eindrucksvollen Schönheit dargestellt. Seine populären Kunstformen der Natur, die er von 1899 bis 1904 in mehreren Heften veröffentlichte, gehörten – wie Brehms Tierleben – in den Haushalt eines jeden Bildungsbürgers. Besondere Berühmtheit erlangten seine Abbildungen von Planktonorganismen und Quallen. Haeckels Darstellungen beeinflussten die Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts und nicht wenige Künstler ließen sich von seinen Aquarellen und Druckgrafiken inspirieren.

In unserer Ausstellung werden zahlreiche originale Kunstwerke Haeckels gezeigt und deren kunsthistorische Bedeutung hinterfragt. Zugleich soll aber auch deren späteres Wirken bin in die Gegenwart vorgestellt werden. Das ist ein wissenschaftstheoretisches Thema für den Katalog, zugleich soll das aber auch mit exemplarischen Werken aus der Kunstsammlung Jena belegt werden. Hier ist – neben Kunstwerken aus dem frühen 20. Jahrhundert – vor allem ein Sammlungsbereich relevant, die Sammlung Opitz-Hoffmann, in der zahlreiche experimentell arbeitende KünstlerInnen versammelt sind.