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Wie und in welchem Alter entsteht der Zugang zu Kunst? Bereits zu Hause? Was hing bei den eigenen Eltern an Bildern über dem Sofa? Mit welcher Kunst umgibt man sich später? Wie hat der Schulunterricht das eigene Kunstverständnis geprägt und wo stößt es an seine Grenzen? Welche Sprachen kennt die Kunst und warum kann Kunst je nach Betrachtungsperspektive zur „Kunst-Kunst“ werden? Was ist Kunst-Kunst? Ist es eine Kunst, die auf sich selbst und auf rein ästhetische Fragestellungen verweist oder ist es eine Kunst, die in Erweiterung der eigenen Handlungsfelder Bezüge zu historischen und gesellschaftlichen Phänomenen herstellt?

Die Ausstellung „Kunst-Kunst. Von hier aus betrachtet!“ untersucht diese Fragen vor dem Hintergrund der vielfältigen Kunstlandschaft Leipzigs. Welche Sprachen der Kunst kennt diese Stadt und worin unterscheiden sie sich? Welches Selbstverständnis hat die Projekt- und Hörgalerie A und V in Lindenau, wie entsteht das Programm der KünstlerInnenvereinigung Bund Bildender Künstler Leipzig und worin liegen die Unterschiede in der Auseinandersetzung mit der Malerei im Museum der bildenden Künste und in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig? Auch wenn künstlerische Positionen sich überschneiden, so erscheinen sie von unterschiedlichen Perspektiven aus betrachtet in einem anderen Licht. Künstlerische Arbeiten werden durch Ausstellungsorte und kuratorische Ansätze immer wieder neu gerahmt. Gleichzeitig regen sie neue Formen der Präsentation an und bringen neuartige Institutionen hervor. „Kunst-Kunst“ stellt dieses Wechselverhältnis in drei Abschnitten zur Diskussion.

In Zusammenarbeit mit zehn Leipziger Institutionen zeigt die Ausstellung verschiedene Umgangsformen mit zeitgenössischer Kunst. In drei sechswöchigen Abschnitten erhalten wir Einblicke in die Arbeit von jeweils drei bis vier Institutionen bzw. Vereinen. Der Beitrag einiger Institutionen stellt einen Bezug zu dem her, was aktuell an anderen Standorten in der Stadt stattfindet. Andere entscheiden sich, einen Ausschnitt aus einer ihrer früheren Ausstellungen zu reinszenieren oder entwickeln für die GfZK eine spezifische Präsentation. Durch den Wechsel der Ausstellenden verändert sich jeweils das Gesamtgefüge der Ausstellung und ihre Deutungsperspektiven.

Den Rahmen von „Kunst-Kunst. Von hier aus betrachtet!“ bildet die Präsentation internationaler und lokaler KünstlerInnen, die sich u. a. mit dem Thema verschiedener Kunstbegriffe auseinandersetzen. Volker Eichelmann, Jonathan Faiers und Roland Rust zeigen in ihren Videos „Do you really want it that much …. More!“ einen Zusammenschnitt an Szenen aus kommerziellen Filmen, in denen Kunst auftaucht. Medial vermittelte Bilder prägen u. a. in Bezug auf das, was Kunst für jede/n sein kann und ist. Annette Hollywood verfolgt in „annette hollywood starring Regina Zirkowski“ einen ähnlichen Ansatz, indem sie eine Künstlerin der TV-Serie „Marienhof“ unter die Lupe nimmt. Arturas Raila begleitet eine Prüfungskommission durch die Kunsthochschule in Vilnius, wobei deutlich wird, dass verschiedene Kunstbegriffe im Raum schweben, die einander nicht verstehen („The Girl is innocent“). In „Kunstmarkt TV“ gibt Christian Jankowski auf einer Kunstmesse professionellen Teleshop-VerkäuferInnen hochkarätige Kunstwerke zum Verkauf auf einer Messe in die Hand. Die Künstlergruppe Azorro zeigt in dem Video „Everything has been done already“, wie sie zu viert darüber debattieren, welche Arbeit sie für die kommende Ausstellung produzieren möchten. Dabei wird ihnen klar, dass alle Ideen, die sie verfolgen möchten, bereits umgesetzt wurden.

Außerdem werden in der Ausstellung künstlerische Arbeiten, zum Teil aus der Sammlung der GfZK, gezeigt, die unterschiedlichen Kunstbegriffen folgen. Die Gegenüberstellung unterschiedlicher künstlerischer, kuratorischer und institutioneller Positionen bietet in einem wechselnden und offenen Bezugsrahmen die Möglichkeit, über Kunst und ihre Präsentation sowie Vermittlung nachzudenken und zu diskutieren.

Studierende des Grundstudiums der Medienkunst der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, betreut von Prof. Christin Lahr und Anja Kempe, werden sich in einem Semesterprojekt den Fragen von „Kunst-Kunst“ widmen und ihre Überlegungen bzw. Ergebnisse im Rahmen der Ausstellung präsentieren.

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Kunst-Kunst. Von hier aus betrachtet!
Kuratorin: Julia Schäfer

Künstler: Volker Eichelmann, Jonathan Faiers, Roland Rust, Annette Hollywood, Bruno Beratti, Lorenz Lindner, Arturas Raila, Christian Jankowski, Azorro, Franz Haferland, Waltraud Leschke ...