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Die kestnergesellschaft präsentiert mit »Every Day of the Weak« eine umfassende Einzelausstellung des belgischen Künstlers Kris Martin. Die Schau – eine Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn und dem Aargauer Kunsthaus – bietet die einmalige Gelegenheit, Kris Martins spektakuläre Installationen zu entdecken.

Kris Martin nimmt eine wichtige Position in der zeitgenössischen Kunst ein, die an die Readymade-Tradition anknüpft, diese jedoch neu definiert. Seine Installationen, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen materialisieren humorvoll seine Reflexionen über existenzielle Fragen des Lebens. Er verändert mit minimalen Eingriffen und reduzierten Mitteln gefundene Gegenstände und schafft auf diese Weise Leerstellen, welche die BetrachterInnen mit eigenen Interpretationen füllen können. In der Arbeit For Whom (2012) kann eine grosse Kirchenglocke auch in Bewegung keinen Klang erzeugen, da der Klöppel fehlt. Ein riesiger, aufgeblähter Heißluftballon entfaltet sich durch einen Ventilator in der Ausstellungshalle und ist für die BesucherInnen begehbar (T.Y.F.F.S.H., 2009). In Trinity I (2009) hat Martin aus einer von Flughäfen und Bahnhöfen bekannten Anzeigetafel alle Buchstaben und Ziffern entfernt. In einem nicht vorhersehbaren Rhythmus klappen die Schilder um – ohne Orte, Zeiten und Ziele anzugeben.

Kris Martins künstlerische Arbeiten, die im Titel die Bezeichnung Idiot tragen, bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung. Diese Werkserie ist eine Auseinandersetzung mit der literarischen Figur des Idioten und zugleich eine humorvolle Reflexion über die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft. Das Ausgangswerk dieser Arbeiten ist der Idiot (2005), eine handschriftliche Abschrift des gesamten Romans »Der Idiot« von Dostojewski. Kris Martin widmete sich über fünf Monate Tag für Tag dieser Tätigkeit und nahm dabei eine minimale aber entscheidende Veränderung im Vergleich zum Original vor: Er ersetzte den Namen des Protagonisten Fürst Myschkin durch seinen eigenen Kris Martin. Damit verlieh er dieser Kunstfigur einen Körper und sich selbst eine Identität.