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Eröffnung: 14. September 2012, 19:00 Uhr

Das Wort Geist - meint man nun den denkenden Geist, den Geist der Vergangenheit oder gespenstische Wesen - beschreibt etwas Ungreifbares, Unerklärliches und Geheimnisvolles. Die Einzelausstellung von Korpys/Löffler, die in Zusammenarbeit mit Dieter Schmal entstanden ist, versucht eben dieses Flüchtige, wie beispielsweise die Zeit oder eine Aura, die den Dingen innewohnt, greifbar und auf eine andere Weise sinnlich erfahrbar zu machen. Für Geist haben sie eigens eine neue Arbeit entwickelt, welche die Historie des Künstlerhaus Bremen aufgreift und die Gegenwart mit der Kunstgeschichte verbindet. Um visuell an die Geschichte des Künstlerhaus Bremen anzuknüpfen, greifen die Künstler in die bauliche Substanz des Ausstellungsraumes ein, decken vergangene architektonische Interventionen auf und verändern sie temporär. Indem sie eine nachträglich eingezogene Wand in den Innenraum verschieben, kommt eine normalerweise verdeckte Fensterfront und das ursprüngliche Gesicht des Raumes wieder zum Vorschein. Der für Außenstehende unsichtbare bauliche Eingriff wird sichtbar und der sonst verschlossene Raum begehbar gemacht. Für einen anderen Teil der Ausstellung errichten Korpys/Löffler und Dieter Schmal eine Destillieranlage in der Galerie, in der sie ungewöhnliche Zutaten mit alkoholischen Essenzen vergären. Unter den Materialien und Objekten befinden sich bedeutsame Artefakte der Kunstgeschichte, die historisch aber auch für die Künstler persönlich eine große Rolle spielen. So zum Beispiel der Ausstellungskatalog zu Harald Szeemanns legendärer Schau von 1969 When Attitudes become Form in der Kunsthalle Bern, mit der er einen neuen kuratorischen Weg beschritt. Szeemann begründete den Typ des freien Kurators, setzte die künstlerischen Werke nach einer eigenen Konzeption in einen spanungsreichen Dialog, um eine neue Wahrnehmung der Kunst zu ermöglichen. Er präsentierte erstmals künstlerische Haltungen und Ideen, die sich unmittelbar mit den gesellschaftlichen Veränderungen der eigenen Generation auseinandersetzten und sich in neuen künstlerischen Formen ausdrückten. Aber auch Bruchstücke von Schokoladenbüsten Dieter Roths oder der für Bremen typische Fisch dienen Korpys/Löffler als Ingredienzien. Um den Bezug zur Geschichte des Künstlerhaus Bremen herzustellen, entnehmen die Künstler ein Stück Holz aus der Wandkonstruktion des Ausstellungsraumes als weitere Zutat. Das architektonische Gerüst ist Träger der Historie des Hauses, zeigt Spuren der Vergangenheit und der Veränderungen. Durch den fortschreitenden Zersetzungsprozess werden Aromen der Objekte und Materialien konserviert. Ihre Substanz, Inhalte, Historie wird in einen flüssigen Zustand überführt. Sie verändern ihr Aussehen, werden reduziert auf ihre reine Essenz und dafür schmeck- und riechbar. Ihrem ursprünglichen Kontext und ihrer Form enthoben, verwandeln sich die Objekte in Geschmäcker und entfalten Düfte der Vergangenheit.

Die Einzelausstellung Geist von Korpys/Löffler in Kooperation mit Dieter Schmal findet im Rahmen von ZWANZIG12 – 20 Jahre Künstlerhaus Bremen statt, in dem das Bremer Künstlerduo von 1998 - 2005 selbst ein Atelier unterhielt. Seit mehreren Jahren sind sie als Professoren an der Hochschule für Künste Bremen tätig.

Die Ausstellung Geist wird gefördert von der Karin und Uwe Hollweg-Stiftung, der Waldemar Koch Stiftung und GUT FÜR BREMEN – der Stiftung der Sparkasse Bremen.

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Korpys / Löffler in Kooperation mit Dieter Schmal
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