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Konstantin Grcic – New Normals
21. JANUAR BIS 8. MAI 2022

Mit Konstantin Grcic lädt das Haus am Waldsee Anfang 2022 einen der international anerkanntesten, vielfach ausgezeichneten Industriedesigner zu einer ersten institutionellen Einzelausstellung in Berlin ein. Damit wird eine Reihe fortgesetzt, die seit 2007 herausragende Positionen aus Architektur und Design vorstellt, darunter unter anderem „Full House – Designer in Berlin“ (2007), Werner Aisslinger (2013), Haus-Rucker-Co (2015), Stefanie Hering (2015/16) und zuletzt Barkow Leibinger (2020). Aus alltäglichen Gegenständen und Objekten aus seinem eigenen Schaffen entwickelt Grcic sogenannte New Normals, welche einerseits unsere Gegenwart reflektieren und andererseits die vielfältigen Möglichkeiten von Zukunft – utopisch wie dystopisch – ausloten.

In unserem Alltag finden sich häufig Objekte und Rituale, die ganz selbstverständlich erscheinen, aber noch vor kurzer Zeit kaum lesbar gewesen wären: Ein Smartphone auf einem Schreibtisch erscheint uns heute kaum bemerkenswert, für Besucher*innen dieser Szene aus der Vergangenheit stellt dieser flache Gegenstand hingegen ein unerklärbares Rätsel dar. So werden unsere jeweils neuen Realitäten immer wieder auch von Objekten und den daran geknüpften Verhaltensweisen verändert und unser Leben wandelt sich durch ihre Nutzung und ihr Alltäglich werden ständig.

Konstantin Grcic hat sich in seiner Entwurfspraxis als Designer stets diesen zukunftsgerichteten Ausgestaltungen unserer Gegenwart gewidmet und in seinen Möbeln und Objekten mögliche neue Gegenwartszustände antizipiert. Damit verrückt er aktiv das Denkbare und überführt es in eine gestaltbare Sphäre. Grcics futuristisch wirkende Stühle, Sessel, Tische, Leuchten, Regale und andere Objekte demonstrieren eindrucksvoll: Zukunft kann nicht gewusst werden – wohl aber gestaltet. So bekommen seine Designs nicht nur eine neue Gestalt, sondern weisen eben auch auf andere, mögliche, neue Welten, in der diese Objekte ihr Potential entfalten könnten. Grcics Entwürfe verschieben unsere Perspektive damit vom Bestehenden auf das Kommende.

Für die Ausstellung entwirft Konstantin Grcic Einfallstore der spekulativen Imagination, die auf eine Zukunft verweisen, in der andere Konstellationen von Zusammenleben und Zusammenarbeiten ausprobiert werden. In Szenarien und räumlichen Environments, die wie Ausschnitte dieser neuen Lebenswelt erscheinen, werden die Betrachtenden mit ihren eigenen Vorstellungen von der Zukunft konfrontiert: Welche Bezüge zum eigenen Leben, zu den Erwartungen an die Zukunft können aus diesen Szenarien gelesen werden? Welche neuen Betrachtungsweisen auf die Gegenwart ergeben sich aus diesen Konstellationen? Durch die Rekombination von bekannten Materialien und Objekten aus dem Schaffen Grcics entstehen New Normals – Vorgriffe auf eine der vielen Zukünfte, die uns erwarten könnten und damit den Blick auf unsere Gegenwart und die Rolle, die die Gestaltung unseres Alltags darin spielt, schärft.

Seit mittlerweile über dreißig Schaffensjahren entstehen so komplexe, bisweilen radikale Lösungen für Objekte des alltäglichen Gebrauchs. Bekanntheit erlangte Konstantin Grcic ab den 1990er Jahren mit industriellen Objekten für den Alltag. Es entstanden unter anderem Stühle, Tische, Kleiderständer, Papierkörbe. Objekte wie die mobile Leuchte Mayday (1999) und Chair One (2004), ein Stuhl bestehend aus einer aus Aluminium gegossenen Gitterstruktur auf einem Betonfuß, avancierten zu weltberühmten Klassikern des Designs.

Konstantin Grcic (*1965, München) machte zunächst eine Ausbildung als Schreiner an der John Makepeace School for Craftsmen in Wood im englischen Dorset und schloss daran ein Design-Studium am Royal College of Art in London an. 1991 gründete er sein eigenes Büro in München. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.

Grcics Werk wurde in zahlreichen Einzelausstellungen verhandelt, darunter im Haus der Kunst, München (2006); Art Institute of Chicago (2009); Vitra Design Museum, Weil am Rhein (2015) und in der Kunsthalle Bielefeld (2016). Seine Arbeiten fanden Einzug in renommierte Design-Sammlungen, wie die des Museum of Modern Art, New York; Victoria and Albert Museum, London oder des Centre Georges-Pompidou, Paris.

Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König, mit einem Interview der beiden Kurator*innen und Konstantin Grcic, mit Fotografien von Florian Böhm.