press release only in german

Seit 1992 arbeiten Simone Bader und Jo Schmeiser als Kollektiv Klub Zwei. Zwischen Kunst, Film und neuen Medien angesiedelt, leisten ihre Arbeiten eine kritische Auseinandersetzung mit Migration, Rassismus und Antisemitismus und der Form ihrer Darstellung in den Medien und der Offentlichkeit. Klub Zwei analysieren Repra sentationsordnungen, weil strukturelle Vera nde-rungen immer auch mit Sichtbarkeit bzw. Sichtbarmachung einhergehen. Gleichzeitig reflektieren Klub Zwei die eigenen Produktionsbedingungen und entwickeln egalita re Modelle der Zusammenarbeit, die das Schema der autoritaren AutorInnenschaft verlassen. Fur ihre Ausstellung in der Secession haben Klub Zwei drei Videoinstallationen entwickelt, die Ö in Fortsetzung ihres jungsten Film- und Buchprojektes Things. Places. Years.

Die Installation Phaidon. Verlage im Exil / Phaidon. Presses in Exile im Kreuzraum der Galerie thematisiert die Geschichte des urspru nglich in Wien ansassigen Phaidon Verlags. Der 1923 von Bela Horovitz, Ludwig Goldscheider und Fritz Ungar gegru ndete Verlag spezialisierte sich ab 1933 auf Publikationen zu Kunst und Kunstgeschichte. Sein Erfolg beruhte auf dem verlegerischen Mut, Bu cher von hoher Qualitat in hohen Auflagen und zu fur eine breite O ffentlichkeit erschwinglichen Preisen anzubieten. Bereits in den 1930er Jahren forcierte Horovitz internationale Kooperationen mit englischen und amerikanischen Verlagen. Darauf aufbauend konnte er den Verlag 1938 pro forma an den englischen Verlag George Allen & Unwin verkaufen, so dass Phaidon vor der Arisierung gerettet werden konnte. Wenig spater emigrierte Horovitz mit seiner Familie ebenfalls nach England. Es gelang ihm nicht nur, den Nationalsozialisten zu entkommen, sondern auch weiterhin als Verleger tatig zu sein und seine Bu cher in NS-Deutschland und -O sterreich zu vertreiben.

Exemplarisch zeigt sich diese Geschichte an dem Buch Zeitlose Kunst von Ludwig Goldscheider, das 1934 in Wien und drei Jahre spater unter dem Titel Art without Epoch in London erschien. Die Auswahl der Kunstwerke, welche die Moderne einbezieht, die grafische Gestaltung und die Typografie offenbaren das international orientierte Selbstverstandnis des Verlags. Die im Titel und fu r den Text verwendete Schrift Grotesk wurde Anfang des 19. Jh. entworfen und im 20. Jh. von den Bauhaus- GrafikerInnen zur Futura weiterentwickelt: bereits zur Zeit des Standestaates stand sie in deutlicher Opposition zu der von den Deutschnationalen propagierten Fraktur Schrift und der damit einhergehenden Ideologie. Die Installation kombiniert Interviews Ü mit der Tochter von Bela Horovitz, Kunstverlegerin Elly Miller, und seiner Enkelin, der Autorin und Herausgeberin Tamar Wang, sowie mit Ursula Seeber, der Leiterin der Exilbibliothek des Literaturhauses in Wien Ü mit Schriftbildern, den typografisch gestalteten U bersetzungen, sowie zusatzlichen Anmerkungen, die im Raum selbst ein Nebeneinander finden. Klub Zwei erinnern nicht nur an die kosmopolitischen und asthetischen Anspru che des Verlages, sie verbildlichen auch eine Folge der Emigration: den Verlust der Sprache und das gleichzeitige Fortbestehen des kulturellen Zusammenhangs.

Interviewpartnerinnen der zwei anderen, zusammenhangenden Installationen Verlust / Loss und Antworten geben ko nnen / Response Ability sind Katherine Klinger und Ruth Sands Ü beide arbeiten am Institute of Contemporary History & Wiener Library London Ü und Hannah Fro hlich, die in der Kultusgemeinde Wien tatig ist. Ausgangspunkt der in Wien gefuhrten Gesprache ist die durch die Geschichte des Nationalsozialismus und der Shoah gepragte Wahrnehmung der Stadt. Die InterviewpartnerInnen thematisieren, wie sich Vertreibung und Vernichtung unrevidierbar in die Stadt Wien eingeschrieben haben. U. a. wirft das Projekt Fragen danach auf, welche unterschiedlichen Standpunkte die Nachkommen Ü der U berlebenden bzw. der TaterInnen(gesellschaft) Ü einnehmen und auch einnehmen mu ssen, welches Wissen die Eltern- bzw. Gro–elterngeneration an sie weitergegeben hat, wie sie mit diesem Wissen umgehen und wie es ihr Leben, ihre Haltungen und Handlungen in der Gegenwart pragt.

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog mit Texten von Karin Gludovatz und Sabine Rohlf sowie einer umfangreichen Dokumentation der Projekte von Klub Zwei aus den letzten Jahren.

KLUB ZWEI leben und arbeiten in Wien. EINZELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL): 2005 Noir sur blanc Ö le revers des images, Betonsalon Paris; 2003 Things.Places.Years. & Arbeit an der Offentlichkeit (Klub Zwei/Maiz), Halle fur Kunst e.V., Luneburg; 2001 At Home In Vienna, Austrian Cultural Forum London; Things. Places. Years. & Work on / in the Public (Klub Zwei/Maiz), Queen Elizabeth Hall, London; 2000 Arbeit an der Offentlichkeit (Klub Zwei / Maiz), Kunstraum Goethestra–e, Linz; Antirassistische Offentlichkeiten. Feministische Perspektiven. , Nr. / no. 99/00, Kunsthalle Wien, Schaufenster; 1996 Map, Museum fur angewandte Kunst, Wien; 1995 Hotel Room Movie, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz AKTUELLE KOOPERATIONEN: 2005 Born to be white. Rassismus und Antisemitismus in der weiƧ Schwarze Frauen Comunity, O ffentlicher Raum und Generali Foundation, Wien

Pressetext

only in german

Klub Zwei