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Die in Köln lebende dänische Bildhauerin Kirsten Ortwed (Jg. 1948) ist einem internationalen Publikum spätestens seit 1997 bekannt, als sie den dänischen Pavillon der Biennale von Venedig bespielte. In ihrer Heimat gehört sie längst zu den gefeierten Künstlerinnen und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Auch über die Grenzen Dänemarks hinaus sind Ortweds Arbeiten in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.

Ortweds klassisch anmutende Skulpturen erschließen den Raum durch ihre Form, ihre belebte Oberflächenstruktur und ihre Positionierung. In der Ausstellung für die Kewenig Galerie sind fünf große Bronzestelen im Boden des Ausstellungsraums verankert. Jede der Skulpturen mit gestisch gestalteter Oberfläche weist spiralenförmig angeordnete Einkerbungen und Ausbuchtungen auf, so daß sich die Objekte aus dem Boden in den Raum hineinzubohren scheinen. Ihr Titel Heavy Metal in Minimum Gravity verweist auf dieses schwerelose Streben nach oben trotz des Gewichts ihres Materials. Ortwed bildet in ihren Arbeiten weder Figuren noch Objekte aus der Natur oder dem Alltag ab. Bezüge zu schaffen wird dem Betrachter überlassen, er kann seiner Phantasie freien Lauf lassen. HEAVYMETALOPENSPACE eben – schweres Metall und ein offener Raum, der nicht durch Form- oder Bedeutungsvorgaben eingegrenzt wird. Die Skulpturen sind so über den Raum verteilt, daß man sie umwandern und dadurch aktiv erfahren kann. Die Stelen durchbrechen den sie umliegenden Raum. Der Betrachter erfährt ihr Oberflächenspiel von Licht und Schatten, das auf den Raum abstrahlt und ihn lebendig macht. Die auf dem Boden liegende Skulptur One Level of Two besteht aus fließend geformter Bronze, die auf scharf zurechtgeschnittenem Marmor aufliegt. Ihr Titel unterstreicht die gegensätzlichen Kräfte, die in der Arbeit zu einem spannenden Ganzen gebündelt werden. Trotz der Schwere, die dem Material innewohnt, gelingt es der Künstlerin durch das Ausformen der Fläche in Wölbungen, Faltungen und Ausbuchtungen der Skulptur Bewegung und Schwung zu verleihen. Es bleibt der Eindruck des Prozeßhaften, als ob die Skulpturwerdung im fertigen Objekt noch andauert. Bestimmt das Material hier die Form oder steht schon die Idee der Künstlerin am Anfang? Indem Kirsten Ortwed diese allen Skulpturen zugrundeliegende Frage nach der Objektwerdung scheinbar offen läßt, verleiht sie ihren Arbeiten eine anhaltende äußere und innere Spannung.

Die ebenfalls in der Ausstellung präsentierten Modelle von Ortweds Außenskulpturen veranschaulichen diesen dynamischen Arbeitsprozess. Sie dokumentieren einige von Ortweds erstmals in einer umfassenden Publikation vorgestellten Arbeiten im öffentlichen Raum. Dieses Buch wird nun im Rahmen der Eröffnung präsentiert: Kirsten Ortwed. Heavymetalopenspace. Works in the Public Sphere 1996 – 2006. Hrsg. Wilfried Dickhoff, DuMont Verlag, Köln 2006.

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Kirsten Ortwed
HEAVYMETALOPENSPACE