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Die Ausstellung „Keine Donau“ vereint drei Generationen von Künstlern und stellt ihre Arbeiten zueinander in Beziehung. Cameron Jamie und Peter Kogler haben Arbeiten des 1998 verstorbenen Undergroundfilmers Kurt Kren in die gemeinsam entwickelte Ausstellung eingebunden, in deren Mittelpunkt die Wechselbeziehung zwischen Kunst, Film und Architektur steht. Experimentelle Filme von Kurt Kren, der zu den wichtigsten Vertretern der internationalen Filmavantgarde zählt und als einer der Wegbereiter des strukturellen Films gilt, stehen dabei im Dialog mit neuesten raumbezogenen Arbeiten von Peter Kogler und Arbeiten des amerikanischen Künstlers Cameron Jamie.

Der Ausstellungstitel ist dem Film „Keine Donau“ von Kurt Kren entliehen. Die radikale Auseinandersetzung mit dem Medium Film und die Analyse der Wahrnehmung sind charakteristisch für das filmische Werk Kurt Krens. Kurt Kren hat aus den grundlegenden Faktoren des reinen Kinos – Bewegung, Material, Licht und Wahrnehmung seine Filme entwickelt und dabei nicht nur mit Licht und Wahrnehmung, sondern auch mit den Apparaturen des Films experimentiert. Extrem schnelle Schnitte, die auf Partituren mit seriellen, strukturellem und mathematischem Charakter beruhen, Mehrfachbelichtungen, Unschärfen, Behandlungen der Tonspur durch Kratzung und Zeichnung bestimmen die vibrierende und dynamische Bildsprache Kurt Krens, die eine neue Form des Bildes und der Wahrnehmung entstehen lässt.

In der von Peter Kogler entwickelten Rauminstallation ist einer der wichtigsten strukturellen Filme Kurt Krens „48 Köpfe aus dem Szondi-Test“ im Dialog mit einer neuen Arbeit von Peter Kogler und Studien für den Film „Spook House“ von Cameron Jamie zu sehen. Peter Kogler hat bereits früh, zu Beginn der 80er Jahre in den damals aufkommenden Computertechnologien nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Ausgehend von den konzeptuellen Erfahrungen der Pop-Art im Umgang mit Massenmedien, mit der Idee des Seriellen und mit den neuen Reproduktions-Technologien entwickelte er seit Anfang der 90er Jahre „virtuelle“ Bildwelten, die Körper und Räume überspielen und in denen die Grenzen von Bild, Skulptur, Architektur und Medien aufgehoben erscheinen. Die Transformierung der Zeichen, Bilder und Räume verweisen auf die völlige Durchdringung von öffentlichen und privaten Räumen und die damit verbundene Verschmelzung dieser Bereiche.

Die Arbeiten Cameron Jamies sind vom Phänomen Fantasy und den subkulturellen Erfahrungen in urbanen, amerikanischen Vorstädten und europäischen Alltagskulturen geprägt. Amerikanische Backyard Wrestler, Spook houses oder andere unheimliche theatralische Inszenierungen, die mit Tod, Verdrängung, Angst und Gewalt zu tun haben, sind nur einige Rituale der Alltagkultur, die Cameron Jamie mit seiner Kunst erforscht. Sein Blick gilt den Auswirkungen dieser rituellen Praktiken auf die Psyche und das Alltagsleben, ebenso wie deren Phantasie und Poesie.

Die Ausstellung „Keine Donau“ zeigt neben filmischen Arbeiten auch Zeichnungen, Skizzen, Kaderpläne, Objekte, sowie eine Skulptur, die Cameron Jamie gemeinsam mit dem Schnitzer Max Kössler für die Ausstellung produziert hat. In die Ausstellung miteinbezogen ist auch eine Auswahl von aktionistischen Filmen Kurt Krens, die in Zusammenarbeit mit seinen Künstlerkollegen Otto Mühl und Günter Brus entstanden sind. Im Zusammenspiel der verschiedenen künstlerischen Positionen ist eine Ausstellung der Überschreitung und Ausdehnung von Grenzen entstanden. Sie handelt vom Unheimlichen und Abgründigen unserer Gesellschaft, die im Alltäglichen plötzlich eine irritierende und angsterfüllte Dimension erhält. Auch die Nachtversion der Ausstellung setzt die Grenzen des Innen- und Außenraums außer Kraft, wenn die Fensterfront des großen Ausstellungsraumes sich zur Straße hin „öffnet“ und die Arbeiten von Cameron Jamie, Peter Kogler und Kurt Kren in die Stadt hinausstrahlen. Es ist dies auch eine Referenz an die große Kinotradition des Kunstvereinsgebäudes.

Cameron Jamie, geboren 1969 in Los Angeles, lebt und arbeitet in Paris. Ausstellungen (Auswahl): Whitney Biennale, New York (2006); MUKA, Antwerpen (2005); Walker Art Center, Minneapolis (2006); Biennale von Venedig (2005); Bernier/Eliades Gallery, Athen (2005); Magasin/Musée Gó-Charles, Grenoble (2004); Artangel London (2003); The Wrong Gallery, New York (2003); Galerie Christine König, Wien (2003); Centre Georges Pompidou, Paris (2002); Rotterdam International Film Festival (2001); Stedelijk Museum, Gent (2001) …

Peter Kogler, geboren 1959 in Innsbruck, lebt und arbeitet in Wien. Ausstellungen (Auswahl): Museum of Modern Art, New York (2006); Casino Luxemburg, Luxemburg (2005); Galerie Mezzanin, Wien (2005); Museum für angewandte Kunst, Wien (2004); Galerie im Taxispalais, Innsbruck (2004); Kunstverein Hannover (2004); Galerie Crone, Berlin (2004); Bawag Foundation, Wien (2003); Biennale von Venedig (2003); Schauspielhaus Frankfurt (2002); Villa Arson, Nizza (2002); Fondation Beyeler, Basel (2001); Kunsthaus Bregenz (2000); Ars Electronica, Linz (1999); documenta X, Kassel (1997); documenta IX, (1992) …

Kurt Kren, Experimentalfilmemacher, 1929–1998, lebte in Houston/Texas und Wien. Teilnahme bei internationalen Filmfestivals ab Mitte der 1960er Jahre. Zählt international zu den bedeutendsten Undergroundfilmern; zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen, u. a. documenta, Kassel (1977); Kölnischer Kunstverein (1977); Hayward Gallery, London (1979); Retrospektive, Museum of Modern Art, New York (1979); Secession, Wien (1996); Atelier Augarten, Wien (2006).

Für die großzügige Unterstützung danken wir: Paul Köser, Holger Struck, Druckerei Hachenburg, Martha Stutteregger, Martin Beck, Brigitte Burger-Utzer, Weingut Fred Loimer & Weingut Heinrich GmbH supported by Dornbracht Culture Projects

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