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In der Doppelaussstellung der Österreicherin Künstlerin Dorit Margreiter (1967) und der Kalifornierin Kaucyila Brooke (1954) wird die Wahrnehmung der Landschaft zum Gegenstand der künstlerischen Untersuchung. Beide Künstlerinnen haben im Sommer zwei Wochen in Neuenkirchen verbracht, um ihre Projekte vor Ort zu entwickeln.

Margreiters Idee zum "kinoneuenkirchen" resultiert aus ihrem Umgang mit Massenmedien, das heißt ihrem Bewusstsein von der prägenden Rolle des Fernsehens und der Filmgeschichte für Vorstellungen von Natur und Landschaft und die Übernahme sozialer Rollen.

Sie hat die Ausstellung erweitert und ein kleines Open-Air-Kino im hinteren Garten des Springhornhofs entworfen. Bei der Premiere am 19. November wurden dort von ihr ausgewählte Naturfilme von Künstlerinnen und Künstlern seit den 1920er Jahren gezeigt. Als Dauereinrichtung steht die Konstruktion dem Kunstverein und dem Dorf auch zukünftig für Filmabende zur Verfügung.

Ohne Leinwand formatiert der leere Rahmen aus Stahlprofilen in der klassischen 3:4 TV-Bildproportion den Blick auf die dahinter liegende Landschaft. Er akzentuiert auf einfache Weise das Sichtfeld als eine Relation von Raumverhältnissen zu denen ein Standpunkt eingenommen wird. Vermittelt durch das Artefakt wird die Landschaft ästhetisch erfahrbar

Drinnen hat Dorit Margreiter einen Raum im Obergeschoss mit gezielten Verweisen auf das "kinoneuenkirchen" versehen. Zwei Fotos, eines vollfarbig; eines verfremdet ohne die Farbe grün, zeigen den Blick in die sommerliche Wiese noch ohne Kinokonstruktion. Daneben hängt der grafische Entwurf eines wieder verwendbaren Ankündigungsplakates für das "kinoneuenkirchen". Ein Videofilm zeigt Aufnahmen von Sitzgelegenheiten wie Baumstämme und Steine, die in der Landschaft zum Verweilen einladen.

Kaucyila Brooke spürt in der Architektur und ganz allgemein in der Organisa-tion von Raum die verschiedenen Blickregimes auf, mit der wir unsere Umwelt wahrnehmen. Sie lässt sich faszinieren von der Architektur von Hochsitzen in der Umgebung von Neuenkirchen. Die Aussichtsplattformen haben eine klare Zweckbestimmung zur intensiven Beobachtung der Fauna sowie der Jagd mit der Waffe.

Brooke hat sieben dieser Hochsitze in Neuenkirchen und den umliegenden Dörfern fotografiert. Dem "Schuss" mit dem Fotoapparat auf die Hochsitze entspricht gewissermaßen der Gegenschuss von der Kanzel mit der Videokamera. Hier gilt der Blick der die Perspektive des Schützen einnimmt, der Landschaft selbst in ihren leichten Veränderungen: dem Spiel des Lichts, dem Zug der Wolken, der Bewegung der Blätter im Wind.

Durch die Gegenüberstellung von fotografischen Momentaufnahmen und dem zeitlichen Prozess des Videofilms, schafft Brooke eine offene Situation zwischen den Bildern. Landschaft erscheint hier durch Foto- wie Filmobjektive erschlossen, aber in keinerlei dienender Kulissenfunktion, wie es der Naturfilm, Bergfilm, Heimatfilm so vorzüglich einzusetzen weiß. Auch im nichterzählerischen Darstellungsverfahren liegt demnach ein Potenzial, Landschaft als einen "den Menschen und seine Erwartungen umgebenden, ihn angehenden, ihn bewegenden Raum zu erzeugen" (Seel, 1992,72).

Mit Kaucyila Brooke und Dorit Margreiter wird die im Sommer 2003 begonnene Projektreihe "Fokus" abgeschlossen. Drei Sommer lang wurden internationale Künstlerinnen und Künstler zu einem mehrwöchigen Arbeitsaufenthalt in die Region Hohe Heide eingeladen. 2003 war es das Schweizer Künstlerduo Hendrikje Kühne und Beat Klein, 2004 der dänische Künstler Jens Haaning und die aus Nigeria stammende Otobong Nkanga.

Die Ausstellung wird vom Land Niedersachsen und der EU-Gemeinschaftsinitiative Leader+ gefördert.

Pressetext

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Kaucyila Brooke / Viewing Platforms & Dorit Margreiter / kinoneuenkirchen
Ein Projekt aus der Reihe "FOKUS - Künstler fotografieren die Hohe Heide"