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Katharina Sieverding. Deutschland wird deutscher
26.05.2019 - 08.09.2019

Seit über fünfzig Jahren agiert die international renommierte Künstlerin Katharina Sieverding (*1944 Prag) mit der Fotografie im Spannungsfeld von Geschichte und Politik, Individuum und Gesellschaft. Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg besitzt drei exemplarische Werke der Lovis-Corinth-Preisträgerin, die wesentlich zur Erweiterung des Kunstbegriffs und der interdisziplinären medialen Kunstpraxis beigetragen hat. 2018 konnte die großformatige Fotografie „Deutschland wird deutscher“ als Dauerleihgabe für das KOG gewonnen werden. Die Entstehungs-, Bedeutungs- und Rezeptionsgeschichte dieser wichtigen Arbeit steht im Mittelpunkt der Ausstellung, die das Regensburger Museum am 26. Mai 2019 eröffnet.

Vor dem Hintergrund rechtsradikaler Tendenzen Anfang der 1990er Jahre setzte Sieverding mit ihrer vierteiligen Arbeit „Deutschland wird deutscher“ einen deutlichen Akzent gegen das Aufkeimen nationalistischer Gesinnung. Die markante Fotografie zeigt ein von Messern bedrohtes Selbstbildnis der Künstlerin unter der plakativen Überschrift „Deutschland wird deutscher“, die einem „ZEIT“-Artikel entlehnt ist. Im Sommer 1992 sollte sie auf der internationalen Skulpturenausstellung „Platzverführung“ im Raum Stuttgart in achtzehn verschiedenen Gemeinden präsentiert werden. Aus Sorge, das fotografische Werk und seine Absicht könnten ohne Erläuterung missverstanden werden, stimmte allerdings nur eine Gemeinde zu.

Die Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie nähert sich der künstlerischen Intention Sieverdings und den öffentlichen Reaktionen auf ihr Werk. Neben der Vorstufe zur Fotografie „Deutschland wird deutscher“ wird auch die medienwirksame Plakatierungsaktion mit diesem Motiv in Berlin 1993 thematisiert. 500 Großflächenplakate an verschiedenen Orten in der Bundeshauptstadt zeigten eindrucksvoll, wie die ursprünglich abgelehnte Kunst sich im öffentlichen Raum erweitern kann. Sieverdings fulminante Arbeit hat bis heute an Wirkkraft nicht verloren. Die Frage nach der kulturellen und geistigen Identität und Weite der deutschen Nation ist angesichts der politischen Entwicklungen aktueller denn je.