Kunstsammlung Deutsche Bundesbank, Frankfurt

Deutsche Bundesbank | Wilhelm-Epstein-Straße 14
60431 Frankfurt

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Katharina Schilling
Eine Ausstellung aus der Reihe PERSPEKTIVEN DER GEGENWART in der Deutschen Bundesbank
20.03. - 12.05.2017

Wie verhält es sich mit dem Realismus in der Malerei? Angesichts des Gemäldes „The Problem of Style“ scheint es, als sei die Frage leicht zu beantworten: Zwei kunstvoll bemalte asiatische Vasen stehen nebeneinander vor blauem Hintergrund. Doch schon auf den zweiten Blick beginnt ein interessantes Spiel. Die Vasen selbst bilden eine eigene Wirklichkeit ab. Nahe den unteren Sockellinien ist jeweils ein fein gezeichneter Kranich zu erkennen. Einer der Vögel dreht den Hals nach hinten, um den anderen, der den Kopf vorstreckt, anzublicken. Die beiden Kraniche umgibt ein lebhaft gemustertes Umfeld. Ist es eine Landschaft mit stilisierten Wellen oder Pflanzen, oder handelt es sich um abstrakte Ornamente? Die Vasen dagegen sind in ihrer Materialität deutlich zu erfassen und sorgfältig perspektivisch ausgearbeitet. Doch worauf stehen sie? Auf der linken Seite des Bildgrundes deutet sich eine Linie an, die eine horizontale Fläche begrenzen könnte; auf der rechten Seite fehlt sie jedoch. Hier scheinen die Gegenstände im Raum zu schweben. Und wie verhält es sich mit den abgerundeten Ecken der Leinwand?

Das Eindrucksvolle an Katharina Schillings Malerei ist nun, dass es weniger darum geht, diese grundlegenden Fragen theoretisch zu erörtern. Vielmehr wird man beim Betrachten der Bilder unweigerlich in einen Strudel zwischen Gegenstand und Abstraktion, zwischen Dingwelt und Illusion hineingezogen. Auf der einen Seite laden die glatten Oberflächen des Porzellans oder die schimmernden Schalen der Früchte fast dazu ein, die Objekte zu berühren. Auf der anderen Seite verweisen die unbestimmten, aber meist dezidiert gestalteten Hintergrundflächen auf die Geschichte der abstrakten Malerei, die sich von der Repräsentation der Wirklichkeit lossagte. Unabhängig von den Motiven im Vordergrund entwickelt Katharina Schilling beispielsweise durch Faltungen oder Färben der Leinwand ganz eigene Strukturen, die sich einer räumlichen und zeitlichen Verortung entziehen. In dieser kunstvollen Spannung zwischen verschiedenen Ebenen bleibt immer deutlich, dass das Bild ein Bild ist, auch wenn die Dinge zum Greifen nah erscheinen.