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In ihrer ersten Ausstellung in der Barbara Gross Galerie zeigt Katharina Gaenssler eine raumgreifende Fotoinstallation, die eine kleine Münchner Einzimmer-Wohnung in ihrer Totalität abbildet. Vom 13. - 22. März 2006 - so auch der Titel der Ausstellung - kartographierte die Künstlerin die von Büchern, Filmen, Fotografien und Zeitungsausschnitten überquellende Einzimmer-Wohnung mit der Kamera. Der Fülle im Raum antwortet sie mit einer Flut von Bildern. Ihre auf den Ausschnitt gerichtete Aufnahmemethode zersplittert den Innenraum in Tausende von Einzelbildern, die sie in Form von Farbkopien an die Wände der Galerie wieder zu einem Gesamtbild collagiert. Die verschiedenen Aufnahmeperspektiven öffnen die Zimmerwände in unterschiedliche Richtungen. Die einzelnen Gegenstände und Motive überlagern und überlappen sich. Schärfe, Unschärfe, unterschiedliche Helligkeitsstufen treffen an den Schnittstellen der einzelnen Bildteile aufeinander. Der Raum verliert seine grundlegende Stabilität, löst sich in eine Fülle von Einzelheiten auf, wird durch die räumlichen Gegebenheiten der Galerie zusätzlich verändert. Sie kreiert einen Ort, an dem neue Beziehungen zwischen Menschen, Bildern, Raum und Zeit entstehen.

Neben dieser vielteiligen Fotoinstallation, die dem Betrachter ein intensives Raumerlebnis ermöglicht, zeigt Katharina Gaenssler eine einzelne digitale Fotomontage, welche die Wohnung als Gesamtansicht erfasst. Alle Fotografien werden zusätzlich zu einem Buch gebunden, lassen den Betrachter beim Blättern den Blick der Fotografin vom ersten bis zum letzten Bild fast filmisch nachvollziehen. Aus der Bilderflut wählt die Künstlerin schließlich Einzelfotos, die das Augenmerk auf eine Serie von Details in der Wohnung lenken und zugleich für die Qualität des Einzelbildes im Konglomerat der Bilder stehen.

Seit fünf Jahren beschäftigt sich Katharina Gaenssler mit der fotografischen Aufsplitterung zeitlicher und räumlicher Zusammenhänge in großen Bildpanoramen. So entstehen auf Reisen umfangreiche Bildfolgen, die die Künstlerin zu Fototagebüchern, z.B. Genua 15. Januar - 21. Mai 2001 oder mehrteiligen Atlanten, z.B. Transsibirien I-XIII, 2004 binden lässt. Die dichte raum-zeitliche Abfolge der Bilder macht ihre Bewegung durch den Raum für uns nachvollziehbar.

Andererseits benutzt Katharina Gaenssler ein Prinzip, architektonische Raumsituationen nach einem imaginären Raster systematisch abzufotografieren und anschließend zu einem Panoramabild zu montieren. Diese Fotocollagen zeigen den Blick der Künstlerin auf Plätze und Landschaften, die wie ein Mosaik aus einer Fülle von Einzelfotos zusammengesetzt sind. In den neueren Arbeiten wechselt die Künstlerin vom Außen- zum Innenraum; gleichzeitig verlässt sie die Bildform und tapeziert das Motiv aus Fotokopien überdimensional an die Wand. Dieses Verfahren entwickelt sie in unser Ausstellung weiter, indem sie das Abbild einer gesamten Wohnung in den Galerieraum überträgt.

Katharina Gaenssler, geb. 1974 in München, studierte von 1998 bis 2005 an der Akademie der Bildenden Künste in München. 2003 erhielt sie den Aenne Biermann Preis für Deutsche Gegenwartsfotografie. Ihre Abschlussarbeit wurde 2005 mit dem Manfred Bischoff-Preis der Stiftung der Akademie der Bildenden Künste ausgezeichnet.

Pressetext

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Katharina Gaenssler: "München 13. -22. März 2006"