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Vernissage
Freitag, 7.9.2018, 18.30 Uhr
Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus, Museumstrasse 52, 8400 Winterthur

Was als Spielereien abgetan werden könnte, eröffnet beim zweiten Blick neue Welten. Karin Sander bricht mit ihrem Schaffen die Konventionen des Ausstellungsbetriebs und hinterfragt künstlerische Traditionen und gesellschaftliche .bereinkünfte. Im Kunst Museum Winterthur zeigt die international gefragte Künstlerin eine umfangreiche Werkschau.

Das obligate Titelbild für den Ausstellungsflyer fehlt. Die weisse Fläche mit dem schwarzen Namenszug wird zum Bild ohne Bild. Das irritiert aufs erste, verdeutlicht indes die Strategien der Künstlerin. Denn die 1957 in Bensberg (Nordrhein-Westfalen) geborene und heute in Berlin und Zürich lebende Künstlerin befragt mit solchen Verschiebungen die Traditionen des Kunstbetriebs – auf dem Ausstellungsplakat genauso wie in der Ausstellung im Kunst Museum Winterthur. Die Infragestellung traditioneller Methoden manifestierte sich in ihren Interventionen, die sie in der Vergangenheit u.a. im Museum of Modern Art, New York, in der Staatsgalerie Stuttgart oder im National Museum of Art in Osaka realisierte.

Karin Sanders Werke lassen sich kaum klassischen Gattungen zuordnen. Zu vielfältig ist ihre künstlerische Umsetzung. Konsequent und listig überprüft sie die verwendeten Medien, den Status des Werks, die künstlerische Autorenschaft oder die nachfolgenden Veränderungen im Gebrauch.

Trotz der konzeptuellen Strenge wirkt ihr Schaffen leicht und verspielt. Hervorgetreten ist Karin Sander in den 1990er Jahren mit sogenannten Wandstücken, auf Hochglanz spiegelglatt polierten Wandflächen, in denen die Künstlerin die Vorstellung von Wandmalerei neu bestimmte. Das Umkehren traditioneller Methoden manifestiert sich auch bei den Mailed Paintings. Dabei handelt es sich um weiss grundierte Leinwände in Standardformaten, die unverpackt an die jeweiligen Ausstellungsorte gesendet werden, Reisen durch den globalisierten Kunstbetrieb antreten und die Spuren ihrer Transporte aufnehmen. Oder sie bestimmt bereits Ende der 1990er Jahre die Möglichkeiten figürlicher Plastik neu: In den 3-D Bodyscans lebender Personen werden Menschen eingescannt und die Daten danach über einen 3D-Drucker im Format 1 : 10 oder 1 : 5 ausgegeben: ein beinahe automatisierter Prozess, der 1997 speziell für dieses Projekt nach Angaben der Künstlerin entwickelt wurde.

Im Kunst Museum Winterthur bespielt Karin Sander mit ihrer Werkschau als erste Künstlerin nicht nur den Erweiterungsbau, sondern auch die Sammlungen in beiden Häusern sowie den virtuellen Raum.