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„Sanfter Wahnsinn“ ist die Ausstellung von Jürgen Partenheimer in der Pinacoteca überschrieben. Was führt den sanften abstrakten „Wahnsinn“ seiner Werke in das Herz eines brasilianischen Museums? Ein Blick auf die Sammlung der Pinacoteca do Estado des São Paulo lässt rasch erkennen, dass es enge Bezüge zwischen der brasilianischen Moderne des 20. Jahrhunderts und der Ästhetik Jürgen Partenheimers gibt. Dieser wurde von Marcelo Araújo, dem Leiter des Museums, und dem Kurator Ivo Mesquita eingeladen, den oktogonalen Zentralbau und die ihn umgebenden Galerien mit einer großen Hängeskulptur, mit Farbgedichten sowie mit Bildern und Zeichnungen regelrecht zu ‚bespielen’. Mit Unterstützung des deutschen Staatsministeriums für Kultur wird anschließend ein Buch über die Ausstellung erscheinen, mit dem das Zusammenspiel der Werke mit der Museums-Architektur dokumentiert wird. Außerdem wird es die Texte brasilianischer Experten erhalten sowie eine Reihe spezieller Fotografien, die Partenheimers Bilder an zehn verschiedenen Orten in São Paulo zeigen.

Jürgen Partenheimer wurde 1947 in München geboren und lebt heute bei Köln. Er gehört zu den herausragendsten Künstlern seiner Generation in Deutschland. Jüngst wurde er mit dem Preis der Kulturstiftung Dortmund für Bildende Kunst ausgezeichnet, der ihm im Mai 2004 in Verbindung mit einer viel beachteten Ausstellung verliehen wurde, die das gesamte Dortmunder Museum am Ostwall einnahm. In den vergangenen Jahren wurde sein Werk durch große Retrospektiven im In- und Ausland gewürdigt, u.a. im Kunstmuseum Bonn (1995), dem Stedelijk Museum Amsterdam (1997), dem IVAM Centre Julio Gonzalez in Valencia (1998), der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, dem CGAC Santiago de Compostela (1999), der Nationalgalerie Peking (2000) und dem S.M.A.K. in Gent (2002). Anfang des Jahres war Partenheimer Gast der Villa Massimo in Rom. Der dort entstandene Zyklus „Römisches Tagebuch“ wird in São Paulo erstmals komplett öffentlich ausgestellt.

„Eine der großen Qualitäten von Partenheimers zu recht weltweit gezeigtem, gefeiertem und immer wieder ausgezeichnetem Werk besteht darin, dass es ihm mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit seit fast dreißig Jahren gelingt, die Erscheinungen dieser Welt wie scheinbar zum ersten mal zu sehen und dann einen bildhaften Ausdruck für dieses Erlebnis zu finden. In ihrer rätselhaften eindeutigen Uneindeutigkeit werden daraus Projektionsflächen, auf denen wir als Betrachter unserer eigenen Wahrnehmungsmuster plötzlich mit den dort geschauten zur Deckung bringen können.“ (Christiane Vielhaber, WDR 3, Köln 2004)

In den 80er Jahren wurde Partenheimer durch seine Teilnahmen an den Biennalen von Paris, São Paulo und Venedig international bekannt, arbeitete und unterrichtete in dieser Zeit hauptsächlich in den USA und war durch programmatische Ausstellungen seines Werkes in den USA und Europa vertreten. Lehrverpflichtungen führten ihn u.a. an das San Francisco Art Institute, die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf, die Rijksakademie van Beeldende Kunsten Amsterdam sowie an das Royal College of Art in Edinburgh. Der Philosoph Partenheimer steht mit seiner Kunst stets in einer zeitkritischen Auseinandersetzung, die sich auch auf sprachlicher Ebene in Form von Künstlerbüchern, lyrischen Texten und Aussagen zur Kunst manifestiert.

Die staatliche Pinakothek São Paulo ist eines der wichtigsten und schönsten Museen für brasilianische und internationale Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sowie für Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst in Südamerika. 1897 erbaut, wurde das Museum 1998 durch Paulo Mendes da Rocha, einem der bedeutendsten Architekten Brasiliens, exemplarisch auf höchstem Niveau renoviert. „Die Ausstellung beschreibt den Ort der Ausstellung (das Museum) als potentielles Lager der Kunst, als temporäre Bühne und als Arbeitsstätte des Künstlers,” sagt Jürgen Partenheimer. „Das Konzept der Ausstellung nimmt besonderen Bezug auf die Architektur des Museums sowie auf seine traditionelle Nutzung und Erschließung der Räume. Im Zusammenhang der Auswahl der Räume diskutiert die Ausstellung zugleich Formen der Wahrnehmung. Die Wahl der Ausstellungsräume innerhalb der Pinacoteca ent-hierarchisiert die traditionelle Wahrnehmung der Kunst und betont bewusst den Bereich der ‘Zwischenräume’. Die Ausstellung verschränkt und verbindet (Intervention und Transition) auf unterschiedlichen Ebenen des Museums einzelne Positionen des Werkes (Skulptur / Malerei / Arbeit auf Papier / Text) und macht sie in besonderem Maß im Zusammenhang der Architektur der Pinacoteca sichtbar.”

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Jürgen Partenheimer
Suave Loucura (Sanfter Wahnsinn)
Kurator: Ivo Mesquita
Kooperation: Goethe-Institut São Paulo