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Julien Grossmanns Oeuvre setzt sich mit sozio-kulturellen globalen Prozessen auseinander, die er anhand eines vielfältigen Medienspektrums reflektiert. Insbesondere fasziniert ihn die Schnittstelle zwischen Musik und Bildender Kunst.

In seiner aktuellen Ausstellung Vibrating Revivals fokussiert er Dynamiken des Klanges und verbindet sie mit einer klaren, visuellen Ästhetik. Seine Klang- und Objektinstallationen greifen politische Hintergründe auf und entwickeln neue Perspektiven auf normative Strukturen, die der Künstler auf einem noch unergründeten Territorium verhandelt: der fiktiven Welt des Sounds. Indem er auditiver Wahrnehmung eine physische Präsenz verleiht, schafft Grossmann visuelle Klanglandschaften. In seiner Installation Alpine Pride transformiert er drei in einem Loop laufende Tonbandgeräte zu einer skulpturalen Bergkette, die durch jeweils unterschiedliche Tonlagen des Schweizer Alphorns eine Gesamtkomposition ergeben. Seine erzeugten Illusionen und Scheinwelten dekonstruieren durch ihre Simplizität altvertraute Repräsentationsmuster und unterwandern kulturelle Kodierungen.

Die Arbeit Four and one ways to display an old Peruvian recording beinhaltet ebenfalls das Zusammenspiel von Sound und Technik. Grossmann verzerrt in seinem Ensemble aus Piezoscheiben ein traditionell p e ruanisches Musikstück, aufgenommen von Hans Heinrich Brüning zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und verwandelt es in Vibrationen von Klängen. Es ist das Kontrollierbare im unkontrollierten Ganzen, was den Werken eine anziehende Wirkung verleiht. The fields of recording zeigt drei fotografische Duette, in denen der Künstler alte Porträt fotografien von Tonaufnahmeleitern früher wissenschaftlicher Expeditionen in Analogie zu mikroskopischen Fotografien von Wachszylindern und Vinylplatten setzt. Die Rillen der Schallplatten und Zylinder werden zu Bergen, Tälern und Kratern und assoziieren die Entdeckung der Audioaufnahme. Die Kleidung der Musikethnologen spiegelt gleichzeitig die kulturelle Region wider, in der sie geforscht haben. Grossmann stellt in seinen Arbeiten die Frage nach deren Authentizität, indem er den einfachen Blick bewahrt, um komplexe Sinnzusammenhänge zu beleuchten.