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Mit „Paradis” präsentiert Johann König eine Ausstellung des international etablierten Fotografen Juergen Teller, in deren Mittelpunkt die gleichnamige Serie von Nacktaufnahmen der Schauspielerin Charlotte Rampling und des Models Raquel Zimmermann im Pariser Louvre steht.

Die Ausstellung findet im Rahmen von „Berlin – Paris“ statt, dem Galerienaustauschprogramm der Französischen Botschaft in Deutschland. Partner von Johann König ist das Pariser Magazin Paradis, in dessen fünfter Ausgabe von 2009 Juergen Tellers Serie erstmals erschien.

Angeregt und vermittelt durch Thomas Lenthal, den Herausgeber und Creative Director des Magazins, erhielt Teller 2009 die Möglichkeit, einen Abend lang Nacktaufnahmen in den Räumlichkeiten des Pariser Louvre zu machen. Neben dem brasilianischen Topmodel Raquel Zimmermann fiel seine Wahl sofort auf den Star des europäischen Kinos Charlotte Rampling. Mit beiden verbindet Teller eine enge Freundschaft. Beim Shooting im Louvre gelang es Teller als erstem Fotografen, Rampling von Ganzkörper-Nacktaufnahmen zu überzeugen.

Juergen Teller inszeniert die zwei prominenten Frauen auf die für ihn typische unprätentiöse Weise. In meist neutraler, entspannter Haltung stehen sie beinahe teilnahmslos zwischen den antiken Skulpturen oder sitzen auf der Besucherbank einer Gemäldegalerie. Ihre Blicke gleiten sowohl am Betrachter als auch an den Skulpturen vorbei, während sich auf den Gesichtern kaum ein Affekt zeigt. Einzige Ausnahme ist die Aufnahme vor der Mona Lisa, auf der sich Zimmermann und Rampling kokett an der Besucherabsperrung rekeln und mit dem Lächeln der Mona Lisa zu konkurrieren scheinen. Einige Aufnahmen widmet Teller ausschließlich Details von Exponaten des Louvre, darunter ein Ausschnitt von Jacques-Louis Davids Gemälde der Krönung Napoleons, auf dem sich der Kamerablitz spiegelt.

So lösen sich die Unterschiede zwischen der belebten Materie der Körper und der unbelebten der Marmorskulpturen und Artefakte auf, was den Szenerien eine zum Teil unheimliche Atmosphäre verleiht. Dem wirkt Teller wiederum entgegen, indem er den Betrachter die Anwesenheit des Fotografen und somit die private Atmosphäre des Shootings spüren lässt: Die asymmetrischen Raumlinien zeugen von der Spontaneität der offensichtlich von Hand geschossenen Aufnahmen. Die Verwendung des Kamerablitzes wird durch die harten Schatten, partiellen Überbelichtungen und Spiegelungen deutlich - insgesamt Strategien des technisch Unperfekten, die der subjektiven Fotografie Tellers ihren intimen Charme, aber auch ihre Unverfrorenheit und zuweilen Derbheit verleihen. Auf der Grundlage eines persönlichen Vertrauensverhältnisses zu den Menschen, die er fotografiert, verliert er dabei jedoch nie den Respekt. Im Falle der Paradis-Serie gelingt es ihm dadurch, Rampling und Zimmermann auf natürliche und würdevolle Weise nicht nur ihrer Kleider, sondern auch ihrer Images als unberührbare Medienstars zu entledigen.

Juergen Teller wurde 1964 in Erlangen geboren. Nach seiner Ausbildung an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München zog er nach London, wo er seitdem seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt hat.

Anfang der 1990er Jahre erhielt Teller erste Portraitaufträge aus der Musikbranche und arbeitete daraufhin schon bald für Magazine wie Vogue, i-D, The Face, Arena u.a. Mit Kampagnen für etwa Comme des Garçons, Helmut Lang, Marc Jacobs und Vivienne Westwood entwickelte Teller seinen ungestümen Stil, der den in der Modeindustrie gängigen Klischees perfekter Oberflächen und glatter Schönheit widersprach. So revolutionierte er die Modefotografie und wurde zu einem der international einflussreichsten Fotografen.

Seit Ende der 1990er Jahre wird die Fotografie Tellers zunehmend auch im institutionellen Kunstbereich gewürdigt. So waren bereits seine ersten Ausstellungsbeteiligungen in der namhaften Photographers’ Gallery in London (1999) und dem Fotomuseum Winterthur (2000). Bald darauf verhalf ihm besonders seine Märchenstüberlserie zu Einzelausstellungen im Fotomuseum München (2002), Museum Folkwang Essen (2002), in den Kunsthallen Mannheim (2003), Wien (2004) und Nürnberg (2009), sowie der Foundation Cartier pour l’Art Contemporain in Paris (2006). 2003 gewann Teller den renommierten Citibank Photography Prize.

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Jürgen Teller
Paradis