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14.02.2023 - 18.06.2023
Eröffnung Donnerstag, 23. Februar, 19 Uhr

Judith Fegerl

Vor zwölf Jahren hat Judith Fegerl einen Wiener Kunstraum zeitweilig seiner Elektrizität beraubt: Alle Steckdosen sowie Licht und Schalter entfernte sie, sodass die Kabel, Drähte und Einbauten freigelegt wurden, die sonst den versteckten operativen Unterbau des Hauses bilden. Mit dem Fokus auf Energie in unterschiedlichen Ausformungen operiert Judith Fegerl in verschiedenen Medien und konzeptiven Arbeiten am zentralen Versorgungsorgan der modernen Zivilisation. Sie versteckt nichts, legt alles offen. Sie baut funktionierende Systeme, die das Potential und die Infrastruktur des Ortes analytisch und konstruktiv nutzen. Für ihre Ausstellung „on/“ arbeitet Fegerl an neuen skulpturalen wie auch zweidimensionalen Werken und Objekten, die ortsspezifisch in zweierlei Hinsicht, nämlich architektonisch und geschichtlich, mit dem Raum umgehen.

Fegerls medial vielfältige künstlerische Arbeit erforscht die Möglichkeiten elektrischer Energie als bildhauerisches und bildgebendes Material. So provoziert die Künstlerin eine Reflexion über die Verfügbarkeit von und den Umgang mit Ressourcen, indem sie über die Faszination für zeitbasierte, transformative Prozesse von Kräften und Materialien einen experimentellen Raum eröffnet. Die Verknüpfung einer Ästhetik des Funktionalen mit der Autonomie der Kunst leistet einen entscheidenden Beitrag in den aktuellen Debatten um Ausstellungspraktiken und deren Verantwortlich- sowie Möglichkeiten, ist aber auch ein Kommentar zu einer gesamtgesellschaftlichen Haltung in unserer an Komplexität zunehmenden Gegenwart.

„Man kann sie nicht sehen, man kann sie nicht hören, und man kann sie bis zu einem gewissen Grad auch nicht spüren. Trotzdem ist elektrische Energie die Grundlage unseres modernen, technologisierten Lebens: Fortschritt und Entwicklung, Nutzen und Luxus, aber auch Konflikte über Verteilung und Bereitstellung und vor allem die Umweltproblematik – Energie ist ein hochpolitischer Stoff.“ (Judith Fegerl)

Judith Fegerl wurde 1977 in Wien geboren, wo sie heute lebt und arbeitet. Sie absolvierte den Studiengang „Visuelle Mediengestaltung und digitale Kunst“ an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Karel Dudesek, Thomas Fürstner und Peter Weibel (Diplom 2004). Zeitgleich studierte sie an der Akademie der bildenden Künste Wien „Kunst und neue Medien“ bei Peter Kogler und Birgit Jürgenssen (Diplom 2006). 2019 erhielt die Künstlerin den Medienkunstpreis der Stadt Wien und kürzlich wurde sie mit dem Dagmar-Chobot-Skulpturenpreis 2022 ausgezeichnet.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.