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"Furs, traveling bags, china — these things are all a much more rewarding sight than the grimy little pictures nailed on the grey wall of the passéist painter’s studio."    Giacomo Balla 

Die Galerie Reinhard Hauff freut sich, eine Einzelausstellung von Josephine Meckseper mit neuen Installationen, Malereien, Photographien und Videoarbeiten zu präsentieren.

In ihrer vierten Einzelausstellung in der Galerie Reinhard Hauff führt Josephine Meckseper ihre Auseinandersetzung mit (Schaufenster-)Auslagen und Kommerz fort, indem sie in den Galerieräumen eine urbane Architektur der Kommodifizierung konstruiert, die einen wirklichkeitsgetreuen Bezug zur Großstadt herstellt. Die Arbeiten sind nach der Logik eines Städterasters aufgebaut und angeordnet: Vertikalität, Einheit und Wiederholung. An der Wand auf Gittern gehängt bilden die Malereien eine Reihe von Fenstern mit Blick auf abstrahierte Landschaften aus Straßen und Autos. Die Plastiken, die auf Gestellen, Podesten und in Vitrinen arrangiert wurden, beziehen sich auf Straßen, Hochhäuser und Stadtviertel, in denen die ausgestellten Alltagsgegenstände (Sonnenbrillen, Kravatten und Strumpfwaren) sowohl für die Verkaufsware selbst als auch für die körperlosen Figuren stehen, die sich durch die Architektur aus Handelswaren und Kontrolle bewegen.

Dieser Schwerpunkt, der auf dem Urbanen, der Industrie und der Automechanik liegt, erinnert an Futurismus, wobei Josephine Meckseper dessen Ästhetiken (Maschinen, Stadt, Chrom, Wiederholung) eher kritisch und weniger begeistert einsetzt. Es ist bekannt, dass Marinetti das futuristische Manifest nach einem Unfall in einem dreckigen Straßengraben aus dem Autowrack heraus diktierte und dieses Autowrack findet hier einen Widerhall: Autoteile und Prothesen liegen verstreut auf Gitterflächen – gleich den Körper- und Autoteilen, die nach einem Unfall auf der Straße herumliegen. Während sich jedoch der Futurismus heißblütig zu seiner Liebe für die Großstadt, das Militär, den Mann, den Faschismus und den Krieg bekannte, beruft sich Josephine Meckseper mit diesen Symbolen in abgeklärter Kritik auf die Kommodifizierung und den militärischen industriellen Komplex. In ihren Arbeiten findet sich eine echte Unruhe – Unbehagen, Angst und amorphe Gefahr. In der Videoarbeit "Contaminator" durchdringen vage und gleichzeitig bedrohliche Rauchschwaden, die an giftige Wolken, Staubstürme, Smog oder Explosionsqualm erinnern, einen Raum voller Trümmer und Schutt. Menschen bewegen sich flüchtig innerhalb dieser Wolke wie Arbeiter oder Opfer nach einer Katastrophe. Bilder von ausgelaufenem Öl und schwarzer Farbe sickern gleich fossilem Brennstoff durch die Ausstellung und rufen die Bedrohung von Krieg, Abhängigkeit von Energie und ökologischen Katastrophen wach, die hier, wie auch generell in der heutigen Zeit, stets präsent sind. Die Präsenz dieser Bedrohungen inmitten der Architektur des Kommerzes bildet eine enge Verknüpfung zu der Bedrohung, die von der heutigen Konsumkultur ausgeht.

Diese vierte Einzelausstellung von Josephine Meckseper in der Galerie Reinhard Hauff schließt an ihre Einzelausstellung an, die Anfang des Jahres in der Elizabeth Dee Gallery in New York zu sehen war. Mecksepers Film "Mall of America" wurde vor Kurzem im Whitney Museum of American Art, New York als Teil der Whitney Biennale 2010 gezeigt. Im Jahr 2009 wurden Josephine Mecksepers Arbeiten in Einzelausstellungen in der Blaffer Gallery des Kunstmuseums der University of Houston, Texas, der Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst in Münster und dem Migros Museum in Zürich gezeigt. Ihre Arbeiten waren außerdem innerhalb  der Ausstellung "New Photography 2008: Josephine Meckseper and Mikhael Subotzky" im Museum of Modern Art, New York zu sehen, und im Jahr 2007 widmete ihr das Kunstmuseum Stuttgart eine Retrospektive, die anschließend bei der Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen zu sehen war. Ihre Werke waren Teil zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland, darunter "Brave New Worlds" im Walker Art Center, Minneapolis und in der Fundación / Colección Jumex in Mexico City, "Resistance Is" im Whitney Museum of American Art, New York, der Zweiten Biennale für zeitgenössische Kunst in Moskau, der Biennial of Contemporary Art Sevilla, "USA Today" an der Royal Academy of Arts in London und der Hermitage in St. Petersburg, "Media Burn" in der Tate Modern, London und der Whitney Biennial 2006: "Day for Night" im Whitney Museum of American Art, New York.