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Die Ausstellung „Joseph Beuys.Schamane“ stellt erstmals die schamanistischen Bezüge im Werk des deutschen Künstlers (1921−1986) in den Mittelpunkt. Wie kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts integrierte Joseph Beuys mythische Vorstellungswelten und Wahrnehmungsweisen in das naturwissenschaftlich und erkenntnistheoretisch geprägte Denken der Gegenwart. Die geheimnisvoll-spirituelle Ausstrahlung seiner Exponate rührt nicht zuletzt daher, dass er Traditionen des Schamanismus, der Alchemie, der Magie und der Volksheilkunde in sein künstlerisches Schaffen integrierte und – mehr noch: diese zum festen Bestandteil seines Denkens und Schaffens machte.

Über 50 Zeichnungen, Fotografien, Multiples und Videos veranschaulichen, wie intensiv sich Beuys mit dem Schamanismus beschäftigte und Rituale in sein Werk einfließen.

Dem Schamanen wird traditionell die Fähigkeit zugesprochen, mit Natur(geistern) in Beziehung zu stehen und Zwiesprache mit Tieren halten zu können. Auf den Spuren früher Sammler- und Jägerkulturen spürte Joseph Beuys solchen Lebensprozessen nach und thematisierte Motive aus dem Schamanismus in seinem zeichnerischen Œuvre. In bekannten Aktionen wie „I like America and America likes Me“ (1974) oder „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ (1965) setzte er sich in der Rolle des Schamanen performativ für eine neue Einfühlung in die Tierwelt ein und wies früh den Weg in Richtung auf ein neues emphatisches Bewusstsein für die Umwelt.

Im Werk von Joseph Beuys finden sich darüber hinaus zahlreiche Verweise auf medizinisches und naturheilkundliches Wissen sowie auf die Figur des Heilers. Beuys selbst verstand sich jedoch selbst nie als Heiler im direkten Sinne, sondern als Person, die ihre Mitmenschen mit Hilfe der Kunst zur Selbstheilung anregt. Die Figur des Schamanen war für Beuys eine in die Zukunft weisende Gestalt, da sie sowohl rationale als auch intuitive Aspekte in einer Person vereinigt. Seine Kunst zielte darauf, die ursprüngliche humane Ganzheit, das verlorene Gleichgewicht von Verstand und Intuition, von Denken und Empfinden sichtbar zu machen. In diesem Sinn hat sein Werk auch einen gesellschaftspolitischen Anspruch: im Sinne einer moralischen Erneuerung der Gesellschaft.

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Joseph Beuys
Schamane
Kuratoren: Nicole Fritz, Hans-Peter Wipplinger