press release only in german

Vernissage: Donnerstag, 15. November 2007, 19.00 Uhr Der Künstler ist anwesend.

Josef Felix Müller setzt sich seit Beginn seiner Künstlerkarriere mit der Natur des Menschen auseinander. Waren in den Anfängen Zeichnung, Skulptur und Druckgrafik neben der Malerei Mittel um die „Befindlichkeiten der Menschen, die oft in ritualisierten Bildfindungen mündeten“ darzustellen, konzentrierte sich der Künstler jedoch ab der Jahrtausendwende hauptsächlich auf „das malerische Rekonstruieren von Natur“.(zitiert nach „Der übergeordnete Körper“, Josef Felix Müller, Sept. 2007)

Simon Bauer, Kunsthistoriker und Kurator, beschreibt Josef Felix Müllers Schaffen folgendermaßen - „Gegenständlich war Josef Felix Müllers Malerei schon immer, in den letzten Jahren hat sie sich zunehmend zum Naturalismus entwickelt, ein Begriff den die Kunstkritik nicht zweifelsfrei verwendet, der durch die bedenkenswerte ökologische Situation aber wieder mit neuen Bedeutungen besetzt wird. Wenn ich Naturalismus sage, so meine ich weder das fotorealistische Kopieren eines Naturerlebnis noch das verträumte Verklären eines Gefühls, ich denke vielmehr an jene Art von Malerei, die sich mit dem Pleinair und der Schule von Barbizon – an deren Entwicklung übrigens auch die frühe Fotografie einen entscheidenden Anteil hatte – verbinden lassen, zwei Begriffe, die bis heute nichts von ihrem magischen Klang verloren haben. Mit ihnen verbinden sich die Abwendung von der Tradition, unkonventionelle Farbverwendung und damit neuer Gefühlsausdruck. Manet hat dies mit dem Déjeuner sur l’herbe bis zum Äußersten ausgereizt.

Freiluftmalerei bedeutet noch lange nicht, dass man sich jeder Einzelheit widmen kann, zu schnell wechseln die Lichtqualitäten, die Stimmungen und die Temperatur. Und es erstaunt nicht, dass sich daraus der Impressionismus und in einiger Entfernung die Abstraktion entwickelte, in der die genannten Prämissen nach wie vor Gültigkeit haben, die sich jedoch in den vier Wänden des Ateliers vollziehen. Josef Felix Müllers Malerei ist zwar dem Pleinair verpflichtet, aber nur soweit, als dass er die natürlichen Situationen mit der Digitalkamera aufnimmt, sie unbearbeitet in sein Bildarchiv einspeist und nach einem komplexen Auswahlverfahren schließlich die Motive in die Malerei überträgt. Die Abstraktionsverfahren, die er seit Jahren im Holzschnitt erprobt, beeinflussen auch seine Malerei und bewirken, dass er immer wieder von der Vorlage abweicht und das Bildmotiv in abstrahierende Bereiche ausdehnt. Und dadurch entstehen in einem einzigen Bild ganz unterschiedliche Motivationen. Das führt dazu, dass die Betrachter vor den Bildern stehen, unentschlossen, ob sie diese von nah oder von fern betrachten sollen. Wenn Caspar David Friedrich entfernte Motive mit dem Fernrohr herangezogen und vergrößert in die Bilder eingefügt hat, so entsteht auf den Bildern Josef Felix Müllers der Eindruck, als sei zusätzlich auch noch eine Lupe verwendet worden. Das führt dazu, dass der Blick des Betrachters gleichzeitig mit Naheinstellung und Tiefenschärfe konfrontiert ist. Vielleicht müsste man es dem Gründer der Anthroposophie Rudolf Steiner gleichtun – der sich immer wünschte, seine Texte zu tanzen und so die Eurythmie entwickelte – und vor den Bildern Josef Felix Müllers tanzen, um so spielerisch die Distanzen zu überwinden. Malerei entwickelt sich hier in einem doppelten Sinn und das macht auch ihre Qualität aus. Mit Josef Felix Müller ist einer am Experimentieren, der sich auf Traditionen beruft, sie von ihrem Ballast befreit, sie entschlackt und neue Wege sucht und ihr dadurch auch neues Leben einhaucht. Und das kann die Malerei in diesem noch jungen Jahrhundert, in der sie noch vieles vorhat, ganz gut gebrauchen.“

Josef Felix Müller 1955 10.12. geboren in Eggersriet SG, aufgewachsen in Oberriet SG lebt und arbeitet seit 1975 in St.Gallen