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Der zweite Teil der Ausstellung „Wo ist Norden von hier aus?“ beschäftigt sich wieder mit den Koordinaten des Stoyaschen Denksystems, der Erinnerung und den Orten, die man damit verbindet. Gab es im ersten Teil durch Materialien wie Spiegel oder Kompass Verweise auf das Augenblickliche, das hier und jetzt, so zeigen die neuen Arbeiten auf das Urtümliche, das Archaische. Mit scheinbar einfachen und ursprünglichen Mitteln werden Gebilde und Strukturen erzeugt, Schicht für Schicht wird Kohle über einen zart farbigen Grund gerieben, bis an manchen Stellen ein tiefes Schwarz entsteht und an anderen nur der Abrieb an der Struktur der Leinwand hängen bleibt. Einem Arbeiter unter Tage gleich wird die Kohle dann wieder abgetragen, indem sie weggekratzt und weggesaugt wird. Zurück bleiben differenzierte Spuren von durchlässigem Schwarz, die an manchen Stellen abermals verdichtet werden und an anderen offen und transparent bleiben. Das Bild scheint gleichsam zu wachsen und zu entschwinden. Der Vorgang ist einzigartig, entwickelt für die Bildvorstellung von Orten, die für die Aufbewahrung von Erinnerungen persönlicher und allgemeiner Natur gemacht sind. Unser Gehirn projiziert dazu mitunter Bilder, die der Maler gar nicht gemalt hat, in denen wir jedoch etwas für uns Konkretes erkennen können. Und auch darüber spricht diese Malerei: das Verständnis von einer sich selbstständig machenden Erinnerung. Die Kohle, Material das Geschichte in sich trägt, einst Holz gewesen und vor tausenden von Jahren entstanden, wird durch die Fixierung auf der Leinwand zu einer hochpoetischen Festschreibung von Zeit und Raum.

Jörn Stoya (*57 in Lüneburg) studierte an der Kunstakademie bei Gotthard Graubner, dessen Meisterschüler er ist. Er war von 2006-08 Professor für Malerei an der Hochschule in Kassel und 2012 Stipendiat der Stiftung Kunstfonds, Bonn. Jörn Stoya lebt und arbeitet in Düsseldorf.

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Jörn Stoya
Wo ist Norden von hier aus?
Part 2: Black Beauty