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Eröffnung: Samstag, 23. Januar 1999, 20 Uhr

Der Hamburger Künstler Jonathan Meese, 1998 schlagartig bekannt geworden durch materiallastige Räume für die Baseler Kunstmesse "Liste 98", die Berliner Galerie Contemporary Fine Arts, sowie für Ausstellungen in Wien und London und die Berlin Biennale, hat sich in diesen ersten Projekten als ein Filmfan gezeigt. In Kopien, Zeichnungen, Texten und ständig laufenden Videos erschienen Meeses favorisierte Filme ("Clockwork Orange", "Caligua" und "Zardoz") in requisitenartigen Objekten und in Performances deren Vergegenwärtigung für eigene Aktionen.

Das Soloprojekt im Neuen Aachener Kunstverein NAK demonstriert nun eine Rückwirkung auf das Filmmedium, die Meeses Werk in den vergangenen Monaten funktional werden ließ. Begeistert von Meeses Räumen gaben Claus Boje und Leander Haußmann, Produzent und Regisseur des Films "Sonnenallee", Jonathan Meese im Herbst 1998 den Auftrag, eine Kulisse für ihren Film herzustellen, und luden ihn schließlich auch als Darsteller ein.

"Sonnenallee", eine 70er-Jahre-Jugendgeschichte aus jener Ostberliner Straße mit Blickkontakt zum Westen, nach einem Buch von Thomas Brussig, Leander Haußmann und Detlev Buck (vgl. hierzu ZEIT-Magazin Nr.47, 12.11.98) wird erst zum fünfzigsten Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1999 in die Kinos kommen. Die Ausstellung im Neuen Aachener Kunstverein zeigt indessen bereits die Kulisse von Meese sowie Bühnenbilder der Sonnenallee aus den Babelsberger Studios - und zwar im nächsten Schritt einer weiteren Verarbeitung durch den Künstler. Jonathan Meese baut um die Requisiten und einige per Video vorgeführte Rohschnitte des Films hier - am anderen Ende der Republik - einen neuen Raum, der den filmischen Vorgang weitertreibt: nach dem Status des Fans und dem des Beteiligten eine erneute künstlerische Reaktion.

Am Eröffnungsabend realisieren Jonathan Meese und Alexander Beyer, einer der Hauptdarsteller von "Sonnenallee", eine gemeinsame Performance. Während der Ausstellung finden zudem Abende mit Meeses Lieblingsfilmen statt.

Parallel zeigt Werner Wernicke aus Aachen im Schauraum eine Installation mit dem Titel "Forget about your ambitions and relax for a while": 3 Abbildungen, 3 Bildbeschreibungen, einen "Anhang" aus 25 Frames mit Begriffen und einen weiteren Anhang als Musiksample und Bild - die Erinnerung an das Video, in dem Andy Warhol oder sein Double einen Packen leerer weißer Blätter zu Boden fallen läßt, was vor ihm schon Bob Dylan tat, dessen Blätter noch beschrieben waren.

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Jonathan Meese
Kurator: Susanne Titz