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Im Westfälischen Kunstverein zeigt der kanadische Künstler Jon Rafman (*1981, Québec) seine erste Einzelausstellung in Deutschland. Er vermischt in seinen Arbeiten die virtuelle mit der „realen“ Welt – wohl wissend, dass eine messerscharfe Unterscheidung zwischen beiden heutzutage kaum noch zu treffen ist. In Münster wird Rafman unter anderem immersive Videoarbeiten in dafür konzipierten kabinenartigen Installationen präsentieren. Als einer der Protagonisten der so genannten „Post-Internet Art“, befasst sich Rafman mit den Techniken und Programmen, die es uns möglich machen sollen, die physisch-reale Welt auch in unseren Computern wahrnehmen und bereisen zu können. Google Street View oder Programme für die Gestaltung von 3D-Entwürfen gehören somit häufig zu Rafmans Ausgangsmaterial. Seine Videoarbeiten bestechen durch ihr Vermögen, dem Betrachter ein subtiles Unwohlsein zu verursachen. Sie sind „unheimlich“ im Freud’schen Sinne des Wortes. Ihre Inhalte und Erscheinungsformen kommen vertraut daher, haben sich aber längst verwandelt: sie sind gleichzeitig unvertraut. Damit trifft Rafman genau den Nerv: die Grenzen zwischen Virtualität und der sogenannten Realität sind im Begriff sich aufzulösen, und er lenkt unsere Aufmerksamkeit auf jene Momente und Situationen, in denen diese Verquickung längst intuitiv geworden ist. In einer Werkserie verwebt Rafman beispielsweise die Zweidimensionalität der Moderne und ihrer kunsthistorischen Helden mit der 3D-Technik von CAD-Programmen. Die Kulturgeschichte wird einfach um unsere heutige Welt herumgewickelt: Picasso, Braque, Malewitsch dienen als Designgrundlage für Inneneinrichtungen oder Motorräder. Rafman führt vor, wie sich die Grenzen von Geschichte und Tradition an Entwicklungen von Oberflächenstruktur und Körpern ablesen lassen. Jon Rafmans Werke sind so verstörend wie sie auch treffsicher sind. Neue digitale Techniken beeinflussen nicht nur, wie wir uns zur Welt verhalten, sondern auch, und das ist Rafmans Punkt: wie wir uns zu uns selbst verhalten.