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Das letzte Kapitel der Ausstellungsreihe How to Cook a Wolf stellt mit den zwei Projekten mit John Dogg und Bernadette Corporation: Josef Strau wiederum Fragen an die Fiktionalisierung der Identität des Künstlers, den authentischen Ort und die Eigentumsverhältnisse von künstlerischen Ideen.

Mit der Ausstellung "John Dogg" stellen wir eine Künstlerfigur vor, die inzwischen beinahe "mythische" Dimensionen angenommen hat: Dogg erschien in den 1980er Jahren in New York mit Ausstellungen, um die sich viele Gerüchte rankten, auch und vor allem dieses, dass es sich um eine Zusammenarbeit des Künstler-Galeristen Colin de Land (gest. 2003) und des Künstlers Richard Prince handelte. Beide Figuren sind in dieser Zeit, wie in ihrer gesamten Karriere immer wieder, mit unvermittelten, fiktionalisierten oder kollaborativen Projekten an die Öffentlichkeit getreten: Prince etwa 1983 mit der Installation Spiritual America in einem New Yorker Ladengeschäft, das er im East Village als Galerie betrieb und für die er sich ein Foto der 10-jährigen Brooke Shields von Garry Gross aneignete; Colin de Land in zahlreichen Projekten mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, wie zum Beispiel dem legendären Art Club 2000.

In einem Gespräch mit dem Künstler Richard Prince 1985 spricht John Dogg über seine Waffensammlung, seine Obsession für Autos und seine Unfähigkeit, sich mit dem überlebensgrossen Bild des männlichen Künstlers der 1980er Jahre zu identifizieren. Er stellt das noch stärkere Bild der Strasse immer wieder zwischen sich und die Möglichkeit seines eigenen Porträts – wie das Ende einer Strasse, das niemals kommt. Reifen sind leere Gumminullen, die an alte Scherze über Handlungsreisende und Strassenumleitungen … Wohnungen, Farmhäuser erinnern. Eingeschweisst in ihre “Continental”-Reifenhüllen werden verpackte Ersatzreifen zu dekorativen und opaken Kunstwerken ähnlich denjenigen eines Donald Judds. Sie bleiben dennoch gewöhnlich, mit Glitter besprenkelt und bereit zum Losfahren. Als Dogg einmal im Verkehr stecken blieb, rief er von einem Rastplatz aus einen Vogue-Fotografen an, um das vereinbarte Treffen abzusagen, womit er einmal mehr den Moment hinauszögerte, in dem ihm mit einem Künstlerporträt ein Monument errichtet worden wäre: “In Bezug auf die Kunstwelt der 80er Jahre fühle ich mich – ich weiss auch nicht – wie OHNE ERLAUBNIS ABWESEND.” Die Reifen sind aufgeladen mit der mythischen Anonymität der Strassen Amerikas und mit der Möglichkeit, dass man sich selbst findet, indem man sich wieder verliert.

Erstmals 1986 in der 303 Gallery und in Colin de Land’s Vox Popoli gezeigt, markieren diese Arbeiten just den Moment vor der Implosion der Kunstwelt im New Yorker East Village, als sich der Markt nach Soho bewegte. Wie der Künstler Prince oder der Galerist De Land, die diesem Moment beiwohnten, sind auch diese Arbeiten; sie lösen sich abwechselnd gegenseitig ab. “Er lebt auf dem Land” ist alles, was Colin De Land zur Biografie Doggs anbietet.

Dank an Rosalie Benitez, Barbara Gladstone, Danny McDonald, Barbara and Howard Morse, Richard Prince, Jack Tilton, Thea Westreich und Ethan Wagner.

BERNADETTE CORPORATION

Das letzte Kapitel der Ausstellungsreihe How to Cook a Wolf stellt mit den zwei Projekten mit John Dogg und Bernadette Corporation: Josef Strau wiederum Fragen an die Fiktionalisierung der Identität des Künstlers, den authentischen Ort und die Eigentumsverhältnisse von künstlerischen Ideen.

Bernadette Corporation tritt mit "Josef Strau" sozusagen als Kuratorin auf, aber eben nur sozusagen, den die "Künstlerin" eignet sich nicht nur eine andere Rolle an, sondern schafft die Arbeiten des Künstlers, die sie zeigt, gleich selbst und kreiert in einem Doppelsalto so ein noch komplizierteres Feld der Diskussionen um Autorenschaft, Rollenverteilung und künstlerische Authentizität.

BERNADETTE CORPORATION: JOSEF STRAU Das „Josef Strau-Problem“ beginnt anscheinend mit einem Haus, mit dem Hass auf Architektur und kehrt an einem gewissen Punkt als eine Art vertriebenes oder heimatloses Schreiben zurück. Schreiben gegen die Architektur und gegen die Nation kann nur bloss stellend und zweifelhaft sein, es ist ungewiss und nomadisch – eine Aktivität, die ohne Bauen gegen den Bau vorgeht und deswegen etwas verdächtig „Doktor Schiwago“-mässiges hat. Wenn es in einer Kunstgalerie auftritt, ist es wie ein Dissident, der an die Stelle des Bildes tritt, stummer und kompromissloser als ein Bild. Das Schreiben will nichts mehr, als diesen Raum auszulöschen und aufzulösen. Seine Ankunft markiert unmittelbar den eigenen Fluchtplan, es will sich selber so dünn und träge wie möglich machen, um sich nie mit einem zunehmend konservativen und schädlichen Ethos arrangieren zu müssen, der auf dem Schutz der individuellen Eigentumsrechte und der Befürwortung formaler Freiheiten gründet.

‘FENDI LIFE ESSENCE’ FENDI LIFE ESSENCE FENDI LIFE ESSENCE IS REALLY GOOD You only get it in the KDD You can’t get it somewhere else And what good does all the research of the Impressionist do then, when they never got the right person to stand near the tree when FENDI LIFE ESSENCE blows from the sea into the pale of the cliff of the crazy child’s face?

- J.S.

Die Ausstellung Josef Strau von Bernadette Corporation geht von Josef Straus werbe-ähnlichem Gedicht Fendi Life Essence aus. Die für das Werk Josef Straus typischen Arbeiten wie Boden- und Schreibtischlampen wurden durch Video Monitore ersetzt, die das „Strau-Problem“ vermitteln und neu beleuchten sollen – eine Art duftende Fernsehwerbung von Bernadette Corporation.

Josef Strau wird zugleich zum intimen wie fernen Abwesenden dieser neuen Werke von Bernadette Corporation, die nicht viel mehr zeigen als Papierbögen, eine Flasche und einige Textzeilen. So kommen sich die beiden Künstler nicht wirklich nahe, sondern sie halten vielmehr ihre jeweils eigene Identität während eines geteilten Moments der Absenz in der Schwebe.

Ausstellungen von Bernadette Corporation umfassen in der letzten Zeit Multiplyplex im Künstlerhaus Stuttgart, 2007, King Kong im Hamburger Kunstverein, 2006 und Bernadette Corporation im Witte de With, 2005. Bernadette Corporation war ebenfalls an der Whitney Biennale 2006: Day for Nigth, 2006 und in Shandyism in der Secession in Wien 2007 vertreten. 2007 erschien ihr Buch Eine Pinot Grigio, Bitte im Verlag Sternberg Press.