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John & James Whitney: Through the Stargate
15.09.2017 - 12.11.2017

John Whitney (1917 bis 1995) und sein Bruder James (1921 bis 1982) gehören zu den einflussreichsten Pionieren des frühen Computerfilms und kybernetischen Kinos. In den 1940er Jahren experimentierten sie gemeinsam auf dem Gebiet des "non-objective film" und gehörten zur künstlerischen Avantgarde der USamerikanischen Westküste. Auf der Suche nach einem neuen audiovisuellen Ausdruck inspirierte sie die Musik des frühen 20. Jahrhunderts, einen Klang-Erzeugungs-Apparat zu konstruieren, um die abstrakten und geometrischen Formen ihrer frühen Filme zu begleiten.

Während sich James ab den 1950ern zunehmend mit meditativen und psychedelischen Wahrnehmungserweiterungen im Film beschäftigte, besorgte sich John ausrangierte Flugabwehrtechnologie des Zweiten Weltkriegs, konstruierte damit seine eigene "cam machine" und schuf zugleich die ersten Computer-basierten Animationen. Mit Hilfe von Johns Rechnern schuf James in den Jahren 1963 bis 1966 das Meisterwerk "Lapis", eine zehnminütige Animation aus handgezeichneten Grafiken, die sich kaleidoskopartig zu indischer Sitarmusik bewegen. Währenddessen experimentierte John mit den Möglichkeiten, über die kinetischen Rhythmen sich bewegender Punkte Wahrnehmungen zu erzeugen, die eine starke Analogie zu den Modulationen einer musikalischen Spannung aufwiesen.

Die Entwicklung der Computergrafik, die maßgeblich durch Luft- und Raumfahrt sowie militärische Forschungsinstitute vorangetrieben wurde, findet durch Whitneys Pionierarbeit auf unmittelbare, und doch indirekte Weise Anwendung. 1960 gründete John "Motion Graphics Incorporated" und produzierte Titelsequenzen für Fernsehen und Werbung. Sechs Jahre später erhielt er als erster "artist in residence" bei IBM ein Stipendium zur Erforschung der ästhetischen Potenziale der Computergrafik, die der IBM Model 360 Computer und die IBM 2250 Graphic Display Konsole boten. Whitney wurde in seiner Arbeit bei IBM von dem visionären Programmierer und Grafikexperten Dr. Jack Citron unterstützt. 1968 stellten Whitney und Citron eine der ersten digitalen Computer-Animationen "Permutations" fertig mit einer Spieldauer von acht Minuten, die ausschließlich aus den voneinander unabhängigen, kreisförmigen Bewegungen von 281 Farbpunkten besteht. Eine der bekanntesten kommerziellen Arbeiten von John Whitney ist die animierte Titelsequenz in Alfred Hitchcocks Film "Vertigo" (1958), die er in Zusammenarbeit mit dem Grafikdesigner Saul Bass entwickelte. Zehn Jahre später lud ihn Special-Effects Pionier Douglas Trumbull ein, gemeinsam die Stargate-Korridor Sequenz in Kubricks "2001: A Space Odyssey" (1968) zu entwickeln.

Die Filme der Whitney-Brüder werden zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung in Deutschland vorgestellt und digital wie auf 16 Millimeter Filmband präsentiert.