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Johannes Kahrs, 1965 in Bremen geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Hier hat er 1994 sein Studium an der Hochschule der Künste abgeschlossen. Es folgten zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen an internationalen Ausstellungsprojekten, unter anderem im Museum van Hedendagse Kunst in Gent, dem Drawing Center in New York, der National Gallery for Modern Art in Edinburgh, der ersten Berlin Biennale, der Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen und dem P.S. 1, Center for Contemporary Art in New York.

Johannes Kahrs arbeitet mit den klassischen Medien der Zeichnung und Ölmalerei ebenso wie mit Video-, Ton- und skulpturalen Installationen und kombiniert diese Verfahren oft in seinen Ausstellungen. Diese technische Vielfalt folgt seinem Interesse für die mediale Vermittlung von Bildern und ihre kontextuelle, inhaltliche und formale Organisation. Die Beobachtung der Wirkung und Wahrnehmung von Bildern, Klängen und Bewegungen ist ein wichtiges Grundelement seiner künstlerischen Arbeit. Dazu gehört es, Abbildungen, Film-stills und anderes gefundenes Material aus ihrem ursprünglichen Kontext herauszulösen und in ein anderes Medium zu übertragen. Die Weiterverarbeitung in ein Bild, eine Zeichnung oder Installation hebt die Wirkung, Komposition und Bedeutung des originalen Materials hervor, überhöht sie oder verlagert sie in einen anderen ästhetischen Bereich.

Die Ausstellung „Shot and Painted“ in der Galerie Franck+Schulte konzentriert sich auf drei großformatige Ölbilder, die auf einer Szene des Wes Craven Films „Last House on the Left“ von 1972 basieren. Sie schildern in einer das Korn der Videowiedergabe des Films stark überzeichnenden Malweise fast abstrakt den Tod einer jungen Frau, die in das Wasser eines Sees watet und hinterrücks von ihren Peinigern erschossen wird.

Diese Bilder stehen in der Reihe der gemalten Standbilder oder „Film-stills“, die in den letzten Jahren zu einer wichtigen Werkgruppe in der künstlerischen Arbeit von Johannes Kahrs geworden sind und die jeweils „einen entscheidenden Moment einer filmischen Erzählung festhalten. (Diese Stills) sind Ikonen des Kinos ... Aus dem Zusammenhang herausgenommen, geben sie über die Handlung keinen Aufschluss. Aber sie sind ausgewählt, sie verkörpern die Essenz des Films in einer radikalen Unterbrechung...“ und zeigen häufig den Moment des Umkippens der Handlung, so wie hier in ein katastrophales Ereignis.

Die Auseinandersetzung mit filmischen Szenen ist zu einem ganz wesentlichen Bestandteil in Kahrs Werk geworden und war zuletzt in seinen Videoprojektionen „10 Seconds of Popular Violence“ und „Fuck You - Audience Depression“ exemplarisch zu sehen. Auch „Shot and Painted“ liegt die intensive Auseinandersetzung mit der Sprache eines Films und der daran geknüpften Aussage zugrunde.

In einer Videocollage hat Johannes Kahrs hier zugleich während der Entstehungszeit der Gemälde zu diesem Thema „Last House on the Left“ seinem Vorläuferfilm aus den späten fünfziger Jahren „Die Jungfrauenquelle“ von Ingmar Bergmann gegenübergestellt. Er glich die Laufzeit der Filme an und stellt sie in einem Videobild parallel einander gegenüber. Er arbeitet so nicht nur den kompositorischen und bildnerischen Kontrast beider Filme sondern auch ihre unterschiedliche moralische Grundhaltung heraus. Die ihn interessierende Sprache von "Last House on the Left", die zügellose Gewalt und Verrohung vor dem Hintergrund einer vom Vietnamkrieg traumatisierten Gesellschaft thematisiert wird so überdeutlich. In der Ausstellung stellt er Auszüge dieser Gegenüberstellung als Photocollagen den gemalten Bildern entgegen und gibt so Aufschluss über sein formales und inhaltliches Anliegen.

Im März zeigt die Kunstbank Berlin Johannes Kahrs’ Plakataktion „Kreative Kräfte Nutzen“ im öffentlichen Raum. Weiterhin ist Johannes Kahrs in der Ausstellung „Children of Berlin“ vertreten, die mit ihrer zweiten Station momentan im Museum Folkwang in Essen zu sehen ist.

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