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Immer wieder flammt weltweit der Streit über die Ganzkörperverschleierung weiblicher Muslime auf. Verbote werden ausgesprochen, religiöse Toleranz diskutiert, Sicherheits-bedenken angemeldet. In seiner Arbeit through the khimar geht Johannes Heinke der Frage nach: Wie fühlt es sich an, sich mit durchsichtigem schwarzem Stoff vor den Augen durch eine Stadt zu bewegen? Was nehme ich noch von meiner Umgebung war, beziehungsweise wie verändert sich die Wahrnehmung? Bei seinem Aufenthalt in Damaskus/Syrien im Frühling 2011 übte die Beobachtung von Frauen, welche vollständig mit einem so genannten “khimar” verschleiert waren und selbst die Augen vom schwarzen Stoff verhüllt wurden, eine starke Faszination auf Johannes Heinke aus. Die Thematik der Verschleierung, die einen immerwährenden Diskurs in unserer Gesellschaft darstellt, wurde in dieser Fotoserie allerdings nicht nur abgebildet, sie versteht sich vielmehr als Experiment diese Erfahrung zu interpretieren, indem der gleiche Stoff über das Auge des Fotografen – das Objektiv – gelegt und durch den Stoff hindurch fotografiert wurde. Neben der Tatsache, nicht alles in vollem Umfang sehen zu können, war der Aspekt, des “Selbst nicht gesehen Werdens” dieser Frauen ein weiterer Auslöser diese Serie zu fotografieren. Im Umkehrschluss wurde für die Umsetzung der Fotografien dieser Aspekt metaphorisch aufgegriffen, zumal die Umstände in Damaskus es für einen Fotografen nicht immer erlauben, sich mit einer größeren Kamera frei bewegen zu können – mit einer verschleierten, fast nicht sichtbaren allerdings schon. So wird das Medium der Fotografie auf mehrfache Weise mitreflektiert: Als abbildendes Medium einer eingeschränkten Sichtweise einer Ich-Perspektive und als abbildendes Medium des Nicht-Sehens oder des Nicht-Sicht- baren. through the khimar entstand im Rahmen eines Workshops der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Arab International University in Damaskus im März 2011.