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Zum 150-jährigen Jubiläum der Fotografie präsentiert die Städtische Galerie in einer Ausstellungsreihe, die nicht nur einen Blick zurück auf die Geschichte des Mediums wirft, sondern sich auch mit ihrem aktuellen Stand auseinandersetzt, nicht nur „reine“ Fotografen, sondern auch sogenannte „Künstler“-Fotografen wie Johannes Brus, der zu Beginn der siebziger Jahre zu den ersten bildenden Künstlern gehörte, die sich intensiv mit der Fotografie auseinander setzten.

Bekannt wurde der im Ruhrgebiet lebende und arbeitende Johannes Brus vor allem mit seinen Skulpturen. Das blaue Pferd wurde fast zu einer Art Markenzeichen. Mit seinen bildhauerischen Arbeiten gehört er zu den wenigen Künstlern, die heute realistisch arbeiten.

Die Foto-Arbeiten jedoch nehmen in seinem Schaffen den gleichen Rang ein. Immer arbeitete er nahezu gleichzeitig an beidem. Es war aber seine bildhauerische Tätigkeit, die Anlass zu seinen ersten fotografischen Arbeiten gab. Er fotografierte Gegenstände, die er für seine Skulpturen benötigte, aus verschiedenen Blickwinkeln. Das wurde zu einem Suchen nach der „wahren Gestalt in einer Art dynamischem Wahrnehmungsprozess“. Dabei eröffnete ihm sein unprofessioneller Umgang mit der Technik ganz neue Bildwirkungen. Seine Arbeitsweise hat er selbst in einem kurzen Aufsatz mit dem Titel „Dem Profi stehen die Haare zu Berge“ beschrieben: „Fotos scharf oder unscharf abziehen, Flecken entstehen lassen durch unsauberes Arbeiten: Staub drauf lassen und fixieren; mit dem Schwamm entwickeln; niemals Zwischenbäder benutzen; lieber schlechten Entwickler benutzen als guten; solarisieren, manipulieren, interpretieren; zweimal belichten und Fotopapier dazwischen verrutschen lassen; Fotos auseinanderschneiden, Schnipsel verlieren und wieder zusammenkleben, Federn und Lack verarbeiten darauf. Kindern Negative zum Spielen geben. Nachts in der Küche arbeiten oder im Bad. Vielleicht eignet sich Urin vorzüglich als Fixierer. Fotos so lange misshandeln, bis auch der letzte Rest von Sonntagsanzugs-Hochglanzabzug raus ist. Dem Profi stehen die Haare zu Berge, keine gute Reklame für die Brillanz fototechnischer Errungenschaften.“

Brus gehörte zu den ersten bildenden Künstlern, die Anfang der siebziger Jahre auf diese Weise in den chemischen Entwicklungsprozess der Fotografie eingriffen. Die Ergebnisse, die er erzielte, tendieren eher zur Malerei denn zur Fotografie, obwohl dem additiven Prozess der Malerei hier der umgekehrte Prozess gegenübersteht. „Ausgangspunkt ist der fertige Abzug, der bis zu einem gewissen Grad abgebaut, verändert und überarbeitet wird.“ Aber, so kann man wohl hinzufügen, in einer bestimmten Schicht immer noch etwas vom Charakter der Fotografie, wenngleich nur als Partikel beibehält. Von Unprofessionalität kann freilich nicht mehr die Rede sein. Den chemischen Prozess hat Brus fest im Griff.

In dieser Ausstellung verknüpft Brus die Anfänge seines fotografischen Schaffens mit der Arbeit der letzten Jahre, stellt Beziehungen und Rückgriffe heraus. In dieser Breite werden seine fotografischen Arbeiten zum ersten Mal präsentiert.

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Johannes Brus - Fotoarbeiten