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Johannes Bendzulla
White Cube White Teeth
02.09.-15.10.2022

Eröffnung/opening
während/during DC-Open
02.09.-04.09.2022
Freitag/Friday 2 Sept 13-21 Uhr/1-9 pm
Samstag/Saturday 3 Sept 13-19 Uhr/1-7 pm
Sonntag/ Sunday 4 Sept 13-17 Uhr/1-5 pm

Glänzend weiße Zähne, sie sind konstitutiver Bestandteil einer gewinnenden Erscheinung, strahlen Gesundheit aus, manchmal auch Virilität. Im Wissen darum helfen gar nicht mal so Wenige nach, bleachen oder lassen direkt Keramik aufkleben. Auch in Johannes Bendzullas aktuellem Satz Bilder „White Cube White Teeth“ gibt es Zähne zu sehen, die in den letzten Jahren so etwas wie ein Leitmotiv bei ihm geworden sind. Zu sagen, dass es dabei um Zähne ging, wäre dennoch zu hoch gehängt, vielmehr dürfte sein Interesse an ihnen darauf zurückzuführen sein, dass Zähne allgegenwärtig sind. Schließlich hat Bendzulla in den letzten Jahren sukzessive die Diskursivität seiner Arbeiten runtergedimmt und sich einem komprimierten Materialstock zugewendet, der frei durch seine Bilder flottiert. Zähne scheinen da zunächst einmal unverfänglich und frei von tiefergehenden motivischen Implikationen. Neben Ubiquität sind Zähne aber auch reinweiß, glänzend und zentral für einen gelungenen Auftritt, weswegen die funkelnden Beißerchen perfekte Platzhalter der slicken digitalen Simulationsästhetik Bendzullas darstellen, welche man auch als ‚Bildpolitik der Fassade’ bezeichnen könnte, die permanent die eigene Oberflächlichkeit zum Thema macht. Wer sich tiefer mit ihr auseinandersetzt, wird feststellen, dass diese Bildpolitik bereits länger ein Engtanz von Asepsis und Glitches auszeichnet, bei dem Renderings so zum Einsatz kommen, dass sie auf der eigenen Glätte ausrutschen. Daher ist der Griff ins Gebiss fast schon konsequent, nehmen wir doch bei Zähnen Asepsis direkt als mangelhafte Ausführung wahr, etwa wenn die Bleichschiene ein paar Minuten zu lange draufgeblieben ist oder die Keramikleiste in der mathematischen Strenge eines Lattenzauns kommt. Mit dieser motivischen Verdichtung, die mit einer Straffung von Bendzullas bildnerischem Programm einhergeht, korrespondiert eine Reduktion der präsentierten Information: Konnte man vor gar nicht langer Zeit noch den Eindruck gewinnen, dass sich seine digitale Praxis – aller kategorialen Unterschiede zum Trotz – verstärkt der Malerei zugeneigt hätte, hat inzwischen die Verspieltheit aus Malereireferenzen und Pinselmimikry merklich abgenommen zugunsten einer Glätte, die verstärkt dem zu wahrenden Eindruck untergeordnet ist. Die neuen Bilder sind ganz Auftritt, bringen sich zur Aufführung, deklinieren das aber auch durch die Bildebenen –Küchenräume, Schlafzimmer, Wohnzimmer, jeweils aus Innenarchitektenhand und durchgerendert, und genau darum zu kalt und generisch, als das eine Fruchtfliege darin existieren könnte. Und genau deshalb geben die Arbeiten aus „White Cube White Teeth“ Bendzullas Programm in Reinform wieder, seine Technophilie und die Faszination für den verführerischen Appeal digitaler Bildlichkeit, in der alles einen Tick zu schön, zu sauber, zu glatt aussieht. Was nur leicht überdreht ein komödiantischen Potenzial entfalten, welches am Herrensignifikanten Perfektion durchaus ein paar Schrammen zurücklässt.
Moritz Schepers