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(...) Wenn Kleidung als kulturelles Zeichen eingesetzt wird, bedeutet sie immer ein „Mehr“, d.h. sie bedeckt nicht nur einfach den natürlichen, entblößten Körper, sondern sie zeichnet ihn.

Sie denotiert zwar Verhüllung, aber sie konnotiert darüber hinaus eine oder mehrere Stellungnahmen des Trägers, sie offenbart bestimmte Positionen – gleichgültig ob diese gesellschaftlicher, politischer, sozialer, kultureller oder sexueller Art sind.

Auf ganz ähnliche Art und Weise, d.h. als differenzierendes und sinnstiftendes Element, funktioniert Kleidung auch als Instrument zur Stilisierung des Individuellen, des Besonderen. Auch hier betont sie, hebt sie hervor, (...) bezieht sich einzig und allein auf den singulären Träger beziehungsweise die Trägerin als Emphase des Besonderen.

In ihren beiden Dimensionen – als „vestimentäres Porträt“ sowie als Massenzeichen – ist Kleidung in den Arbeiten von Jochen Twelker zu finden, der die modischen Fantasien des Stils, der Linien, Streifen und Muster zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen Suche erklärt, die sich oftmals an der Grenze von Abstraktion und Fiktion bewegt. In der Reihe der Porträts wird die klassische kunstgeschichtliche Kategorie dahingehend ad absurdum geführt, dass auf keinem der Bilder das erwartete Antlitz der Person erscheint, sondern stattdessen das durch Medien und Mode vermittelte Bild einer stilisierten Identität in verschiedenen Stilen als Rasterbild, als Comic oder aquarelliert aufblitzt. (...)

(Stefanie Kreuzer, Auszug aus der Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellung Jochen Twelker - Strange Days, NAK, Aachen, 2005)

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